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Biles, Phelps, Ledecky und Usain Bolt wie vom anderen Stern

Vier Seriensieger hoben sich in Rio besonders hervor

Es war das Sportevent des Jahres. Vom 5. bis 21. August wurden die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro ausgetragen. Sportler aus aller Welt gingen an ihre Grenzen, gewannen Medaillen und kämpften um die Ehre. Weltweit verfolgten wir Sportbegeisterten die Athleten auf ihren Wegen, ihre besonderen Geschichten und ihre unvergesslichen Momente. Hier möchten wir vier Sportler vorstellen, die durch ihre Leistungen wohl auch in den Gedächtnissen des einen oder anderen „Sport-Muffels“ geblieben sind.

Turnen, Teamkolleginnen und „the Biles“

Die 19-jährige Simone Arianne Biles ist US-Turnerin und zählte bereits vor den olympischen Spielen zu den besten der Welt. Bei den Weltmeisterschaften 2013, 2014 und 2015 holte sie etliche Medaillen und gewann als erste Turnerin drei Mal in Folge die Weltmeisterschaft im Mehrkampf.

Auch in Rio hat Biles ihr Talent bewiesen: vier Goldmedaillen am Boden, beim Sprung, im Mannschafts-Mehrkampf und im Einzel-Mehrkampf sowie die Bronzemedaille am Schwebebalken sprechen für sich. Selbst Teamkollegin Alexandra Raisman übergibt die Rolle der besten Turnerin der Welt neidlos an Biles. "Alle hier wissen, dass Simone einfach in ihrer eigenen Liga spielt. Der eigentliche Gewinner ist, wer den zweiten Platz belegt", sagte Raisman, die 2012 in London selbst olympisches Gold mit dem Team und am Boden holte.

Biles Paradesprung ist ein doppelter Salto gestreckt mit halber Drehung und blinder Landung.  Die US-Turnerin ist die erste, die diesen Sprung gezeigt hat – und sie führt ihn so unglaublich gut aus, dass er sogar ihren Namen trägt – „the Biles“. Selbst Wissenschaftler haben sich schon mit dem Phänomen Simone Biles beschäftigt und wie sie es scheinbar schafft, die Gesetze der Schwerkraft zu überwinden.  Das Geheimnis ist die Kombination ihrer geringen Körpergröße von nur 1,45 m und ihrer enormen Sprungkraft. Damit schafft sie es am höchsten Punkt ihres Sprunges auf das doppelte ihrer Körpergröße!

Letztes Kapitel einer einmaligen Karriere

Als der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten seine erste olympische Goldmedaille holte, war Simone Biles gerade einmal sieben Jahre alt. Spätestens 2004 in Athen übernahm Michael Phelps die Dominanz über den Schwimmsport der Herren. Der damalige fünffache Weltmeister verblüffte gleich bei seinen ersten Olympischen Spielen mit sensationellen 6 Goldmedaillen. Doch vier Jahre später in Peking konnte er diese Leistung nochmals toppen. Er holte unglaubliche und wohl nie wieder zu erreichende acht Goldmedaillen, drei davon mit der Staffel. Bei sieben der acht Siege wurden darüber hinaus neue Weltrekorde aufgestellt. Unter anderem gewann der heute 31-Jährige die 400m Lagen in Weltrekordzeit und verkündete danach nie wieder über diese Strecke anzutreten.

2012 wollte Phelps dann seine Karriere in London ausklingen lassen. Dabei gewann er drei Goldmedaillen und wurde zum erfolgreichsten Olympioniken aller Zeiten. Die viele Zeit und die Leere nach seinem Karriereende warfen den Schwimmstar aus der Bahn und er verlor sogar seinen Lebensmut. Seine Depression konnte der Amerikaner besiegen und er gab sein Comeback. Es war ein olympisches Comeback, das seinesgleichen sucht. Phelps gewann vier weitere Goldmedaillen und steht nun bei insgesamt 23 Olympiasiegen. Dies wird aller Voraussicht nach ein Rekord für die Ewigkeit sein. Darüber hinaus gewann Phelps drei olympische Silber und zwei Bronzemedaillen. Des Weiteren krönte sich Phelps 27 Mal zum Weltmeister in diversen Disziplinen.

Der Auftritt in Rio war wahrscheinlich der letzte große Auftritt des erfolgreichsten Schwimmers aller Zeiten. Er will sich zukünftig mehr um seine Familie kümmern. Dieser zweite Rücktritt seiner Karriere fühlt sich für den Amerikaner weitaus besser an, als der erste. Denn es ist dieses Mal keine Entscheidung gegen den Sport, sondern eine Entscheidung für die Liebe.

Ledecky – der neue Stern am „Schwimm-Himmel“

Eine Schwimmerin, die das Loch füllen kann, das Michael Phelps hinterlässt ist Katie Ledecky. Ihre erste Olympia-Teilnahme hatte die damals 15-Jährige 2012 und gewann prompt Gold über die 800m Freistil. Nur ein Jahr später wurde sie Weltmeisterin im Freistiel über 400, 800 und 1500m, zwei Jahre später wiederholte sie diese Glanzleistung und setzte weitere Titel über 200m und in der 4x200m Staffel oben drauf. Auch ihren ersten Weltrekord  stellte die Amerikanerin 2015 auf, als sie die 1500m Freistil in 15:28,48 Minuten absolvierte.

Sie ist die große Hoffnungsträgerin im US-Schwimmsport nach Michael Phelps und sie enttäuschte auch in Rio niemanden. Das 1,83m-große Kraftpaket holte gleich viermal Gold. Ledecky gewann im Freistil über 200, 400 und 800m sowie mit der 4x200m Staffel. Darüber hinaus holte sie noch eine Silbermedaille mit der 4x100m Freistil Staffel. Doch damit nicht genug, Ledecky wollte wohl ganz sicher gehen, dass ihr Name nun genauso sehr mit Erfolg in Verbindung gebracht wird wie der ihres männlichen Teamkammeradens und stellte außerdem zwei Weltrekorde auf. Als erstes schwamm sie die 400m Freistil in 3:56,46 Minuten, fünf Tage später die 800m in 8:04,79 Minuten.

Greatest of all time

Wenn es um die größten Sportler der diesjährigen aber auch der vergangenen olympischen Spiele geht, kommt niemand am schnellsten Mann der Welt vorbei, Usain Bolt. Unvergessen der Moment, als er bei den Olympischen Spielen 2008 im 100-m-Finale bereits nach 80 Metern das Tempo drosselte, sich siegessicher auf die Brust klopfte und trotzdem einen neuen Weltrekord mit 9,69 Sekunden aufstellte. Dass er ein Jahr später in Berlin die gleiche Strecke in 9,58 Sekunden lief, versteht sich da schon fast von selbst.

Der große und sympathische Jamaikaner sprintete sich seit seinem Karrierebeginn nicht nur von einer Medaille zur nächsten, sondern auch in die Herzen der Zuschauer. Er schaffte es sogar die sonst eher leeren Ränge im großen Olympiastadion zu füllen und belohnte neben den Zuschauern vor allem sich selbst. Er setzte seine Olympia-Siegesserie fort und gewann das Triple-Triple: jeweils zum dritten Mal in Folge Gold über 100, 200 und die 4x100m. Neben weiteren 11 Goldmedaillen bei den Weltmeisterschaften 2009, 2011, 2013 und 2015, Weltrekorden, Olympiarekorden und Weltbestzeiten wurde Bolt unter anderem mehrmals zum Welt-Leichtathlet des Jahres der IAAF sowie zum Weltsportler des Jahres gekürt. Der Ausnahmesportler hat so ziemlich alles erreicht, was er erreichen wollte. Nur einen Haken konnte er noch nicht setzen, die 200 Meter in unter 19 Sekunden zu schaffen und seinen eigenen Weltrekord zu verbessern. Wahrscheinlich nur eine nasse Bahn verhinderte Bolts Ziel. Seine Olympische Karriere hat Bolt, der am Tag der Abschussfeier 30 Jahre alt wurde, beendet. Doch bei der Weltmeisterschaft in London wird er nochmals versuchen, die 200m unter 19 Sekunden zu rennen, bevor er seine Karriere beendet.

2020 in Tokio werden Phelps und Bolt nicht mehr an den Start gehen, aber die Spiele in Rio haben bewiesen, dass die neuen Superstars des Sports bereit sind, die großen Lücken zu füllen.

Autor: Michael Knüppel
Bildquelle: GettyImages