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Top-Klubs im Fokus: Chinesen gehen auf Shopping-Tour

Investoren aus dem Reich der Mitte erwerben europäische Fußball-Vereine

Dieser Deal wäre im EM-Hype fast untergegangen. Kurz vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich ging ein weiterer europäischer Top-Klub über die Ladentheke. Ein chinesischer Investor übernahm den italienischen Traditionsverein Inter Mailand. Der Einzelhandels-Riese Suning Commerce erwarb für 270 Millionen Euro knapp 69 Prozent der Anteile und ist damit ab sofort Inters Mehrheitseigner.

„Der Erwerb von Inter Mailand ist Teil unserer Wachstumsstrategie auf dem Sport- und Gesundheitsmarkt“, sagte Sunings Vorstands-Chef Zhang Jindong. Durch die Kooperation mit dem Einzelhandels-Konzern soll Inter
wieder zu den Top-Adressen in Europa aufsteigen. Mit dem frischen Geld aus dem Reich der Mitte könnte der Champions League-Sieger von 2010 neue Stars verpflichten und an alte Erfolge anknüpfen.

Sogar CNN berichtete über die chinesische Übernahme:

Ein Plan, der in den letzten Jahren nicht aufging. Der achtfache italienische Meister ist seit 2013 in Fremdbesitz. Damals erwarb der indonesische Geschäftsmann Erick Thohir den Mailänder Klub. Seither verpassten die Norditaliener in der Liga vordere Plätze, konnten sich zeitweilig nicht mal für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren.

Auch Lukas Podolski versuchte sein Glück bei Inter

Dass sich ausländische Unternehmen und fußballverrückte Geldgeber bei europäischen Top-Klubs einkaufen, ist keine Seltenheit mehr. Von den 20 Vereinen der englischen Premier League sind heute elf in den Händen ausländischer Investoren. Neu ist dagegen, dass jetzt auch die Chinesen auf dem Fußball-Markt mitmischen.

Ihre Shoppingtour führt Chinas Superreiche quer über den Kontinent. Zuletzt beteiligten sich Firmen an Klubs in England (Aston Villa), Spanien (Espanyol Barcelona), Frankreich (FC Sochaux) und Tschechien (Slavia Prag). Huawei, Chinas großes Telekommunikations-Unternehmen, ist Hauptsponsor von Champions-League-Finalist Atlético Madrid. Bei Manchester City, dem künftigen Klub von Pep Guardiola, ließ eine Investorengruppe für 13 Prozent Anteile satte 377 Millionen Euro springen.

Mit den horrenden Geldspritzen erhoffen sich die Asiaten besseren Zugang zum europäischen Markt, Steigerung der Bekanntheit und mittelfristig auch Rendite. Zudem soll durch Beteiligungen und Kooperationen der heimische Fußball in Gang gebracht werden. Chinesische Talente lernen in spanischen Fußballschulen das Fußball-Abc. Umgekehrt locken Chinas Klubs Top-Stars in die wenig attraktive Chinese Super League. Anfang Februar verpflichtete JS Suning – der chinesische Erstligist von Mailand-Investor Suning Commerce – für 50 Millionen Euro den Brasilianer Alex Teixeira. Rekord! Zuvor hatte Guangzhou Evergrande für Top-Stürmer Jackson Martinez 42 Millionen Euro an Atlético Madrid überwiesen.

Müssen jetzt auch deutsche Vereine Übernahmen aus dem Reich der Mitte befürchten?