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Nach Olympia will sie nur noch sterben

Marieke Vervoort leidet an einer unheilbaren, schmerzhaften Krankheit

Bei den Paralympics in London gewann sie Gold und Silber. Nach Rio wird sie ihre Karriere beenden - und wohl den Freitod wählen. Für Marieke Vervoort sind die diesjährigen Paralympics von Rio sehr speziell. Die Teilnahme an den Wettkämpfen der Behinderten vom 7. bis 18. September ist für die belgische Leichtathletin ihr letzter großer Kampf, besser gesagt das letzte Ziel in ihrem Leben. Ganz dem Olympischen Motto "Dabei sein ist alles".

Marieke Vervoort ist erst 37 Jahre jung und hat sich dazu entschieden nicht mehr leben zu wollen. Die Umstände ließen ihr keine andere Wahl. Sie wird den Freitod wählen. Nur irgendwie am Leben zu bleiben, ist für sie keine Option mehr. In ihrer Jugend traten erste Lähmungserscheinungen in ihren Beinen auf, die Krankheit wurde Jahr für Jahr schlimmer. Akzeptieren, dass körperlich immer weniger möglich ist, war für die Belgierin sehr schwer. Mittlerweile könne sie kaum noch trainieren. Das, was ihrem Leben als einziges noch einen Sinn gab, ist nun kaum noch möglich. Deswegen startet sie in Rio zum letzten Mal.

Olympia hält sie am Leben

In London gewann sie 2012 in ihrem Rennrollstuhl über 100 Meter Gold, auf der 200-Meter-Strecke erreicht sie die Silbermedaille. In Rio startet die dreifache Weltrekordhalterin noch einmal über 100 Meter und 400 Meter. Die sportliche Karriere sei überhaupt der einzige Grund, am Leben zu bleiben, hatte sie schon in den vergangenen Jahren betont. "Und ich werde meine Karriere nach den Spielen von Rio beenden", erklärte sie nun im Gespräch mit der belgischen Zeitung "L'Avenir". Eine Aussage wie ein Todesurteil, auch wenn sie darin vor allem Erlösung sieht.

Für die geplante Sterbehilfe ist bereits alles klar

Schon im letzten Jahr hatte sie angekündigt, die in Belgien seit 14 Jahren erlaubte aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen zu wollen. Offen ist nun lediglich noch der konkrete Zeitpunkt: "Wir werden sehen, was das Leben nach Rio noch für mich bereithält. Ich werde versuchen, die schönen Momente so gut es geht zu genießen. Aber ich denke inzwischen sehr intensiv über Sterbehilfe nach."

Die entsprechenden Papiere seien bereits unterschrieben, der Ablauf ihrer eigenen Beerdigung ebenfalls durchgeplant. Kein Kuchen, keine Kirche. "Jeder soll ein Glas Champagner in der Hand haben und an mich denken."

Im Weg steht ihr noch ein letzter Auftrag - Marieke Vervoort will Rio mit einer Medaille verlassen. Die Siegerehrung gleicht dann einer Verabschiedun - nicht nur von der sportlichen Bühne, auch von der Bühne des Lebens, deren Teil sie nicht mehr erfüllen will. Zu groß der Schmerz.