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Vom Studenten zum Fußball-Profi in den USA

Julian Büscher und Fabian Herbers leben den American Dream

In Deutschland wären Fabian Herbers und Julian Büscher wohl keine Fußball-Profis geworden. Doch seit ein paar Wochen treten beide beruflich gegen den Ball - weil Sie einen ungewöhnlichen Weg gingen. Nicht nur die Aussicht auf einen Vertrag lockte die Westfalen in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern eine Kombination, die in Europa noch immer fast unmöglich ist.

Die USA sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dort schaffen es Leute nicht nur vom Tellerwäscher zum Millionär, sondern aktuell auch zwei Deutsche vom Klein-Kicker zum Fußball-Profi! Seit Beginn des Jahres leben Fabian Herbers und Julian Büscher den „American Dream“ und sind in der amerikanischen Major League Soccer (MLS) als Berufsfußballer aktiv.

Wie in den klassischen US-Sportarten Football oder Basketball, bedienen sich die Profi-Teams vor der Saison aus einem Pool an hochveranlagten Universitätsspielern. Stümer Herbers wurde im „SuperDraft“ in Baltimore bereits an sechster Stelle von Philadelphia Union gepickt. An elfter Position folgte der nächste Deutsche. Julian Büscher verdient sein Geld inzwischen bei D.C. United in Washington.

''Dachte, meine Karriere ist vorbei'' - Julian Büscher

In der Jugend beim VfL Bochum ausgebildet, mit 18 bereits Teil des Profikaders beim Drittligisten Preußen Münster. Eigentlich schien die Karriere des Westfalen Büscher vorgezeichnet – Fußball-Profi in Deutschland. Doch geringe Einsatzzeiten und der ehrliche Umgang mit sich selbst brachten den heute 22-Jährigen ins Grübeln: „Bei Preußen Münster habe ich viel auf der Bank gesessen und gemerkt, dass es ein echtes Business ist. Dafür musst du echt hart sein“, verrät Büscher „goal.com“.

Statt sich einen kleineren Klub zu suchen, entschied sich der offensive Mittelfeldspieler für einen noch härteren Weg: das Ausland. Eine Agentur vermittelte ihm einen Stipendium an der Syracuse University in New York, Büscher spielte im Anschluss für das College-Team. Der sportliche Unterschied  machte dem gebürtigen Soester am Anfang mehr zu schaffen, als er sich vorstellte: „Mein Ziel war es den Abschluss zu bekommen. Aber ich wusste, dass ich einer der besseren Spieler sein musste, weil ich ja ein volles Stipendium bekommen habe, aber als ich dann hier in den USA angekommen bin, habe ich gedacht meine Karriere ist vorbei. Was mich erschreckt hat ist, dass die Leute taktisch und technisch ein bisschen weiter hinten dran sind.“

Aus dem Schreck machte der Logistik-Student schnell einen Vorteil. Büscher nutzte seine fußballerische Ausbildung und wurde umgehend zum Dreh- und Angelpunkt seines Teams. In seiner letzten College-Saison erzielte der 1,80m-Mann starke acht Tore in 25 Spielen, legte elf weitere Treffer auf. Hinzu kommen mehrere Berufungen in Auswahlmannschaften und schließlich der Sprung in die MLS.

Höchste Uni-Liga vergleichbar mit Oberliga

Die Agentur „Sport-Scholarships.com“ war es, die den Ex-Bochumer in die Vereinigten Staaten lockte. Auf der seiner Homepage macht das Unternehmen keinen Hehl über das sportliche Niveau des amerikanischen Fußballs. Während die höchste Spielklasse „NCAA I“ bei den Frauen mit der deutschen Bundesliga vergleichbar ist, ist die gleiche Liga bei den Männern nur auf dem Level einer guten Oberliga.

Doch der Weg über den großen Teich bringt einen entscheidenden Vorteil mit sich. Während sich Spieler in Deutschland oft zwischen Schreibtisch und Fußballplatz entscheiden müssen, sind die Akteure in Nordamerika in erster Linie Studenten – die unter hochprofessionellen Bedingungen trainieren. Im Falle von Julian Büscher kommt sogar die MLS für seine Studienkosten auf, da er als einer der talentiertesten Spieler mit einem „Generations adidas“-Vertrag ausgestattet wurde. So kann Büscher in den nächsten zehn Jahren den Bachelor-Abschluss in Logistik über Online-Kurse ablegen.

Doch nicht jeder talentierte Fußballer bekommt schnell und einfach ein Sportstipendium in den USA. Neben den akademischen Voraussetzungen müssen die Kandidaten vor allem die Sprache beherrschen. Eignungstest müssen im Zuge der Bewerbung abgelegt werden um zu sehen, ob ein Studium in Englisch überhaupt realisierbar ist.

Traumtor beim Champions-League-Debüt

Aktuell steht aber der Fußball im Fokus. Sein neuer Trainer Ben Olsen war kurz nach dem Draft in der „Washington Times“ voll des Lobes: „Er ist beweglich, hat ein Näschen fürs Tor und kann den tödlichen Pass spielen.“ Das der Coach auf ihn setzten will, zeigen Büschers Einsatzzeiten.

In den ersten drei MLS-Partien spielte der Offensivmann bereits zwei Mal, bei seinem Debüt in der CONCACAF Champions League erzielte er gleich einen sehenswerten Treffer aus der Distanz. Trotzdem bleibt er bescheiden: „Ich kann das alles realistisch einschätzen – mit 22 Jahren bin ich kein Wunderkind mehr!“

Über Holland und Rehde in die USA

Ähnlich wie Büscher war auch Stürmer Fabian Herbers für einen „großen“ Jugend-Klub wie Bochum aktiv. Allerdings nicht in Deutschland. Der 22-Jährige verbrachte sechs Jahre beim niederländischen Traditionsverein Twente Enschede, kickte dazu in der U19 von Preußen Münster und später beim VfL Rehde.

Der echte Durchbruch erfolgte erst nach seinem Wechsel 2013 in die USA. Für die CU Bluejays, dem Team der Creighton University in Nebraska, wurde Herbers schnell zum erhofften Torjäger. Die beeindruckende Bilanz aus seinem letzten College-Jahr: 23 Spiele, 15 Tore, 17 Vorlagen! Gleich zwei Mal wurde der Angreifer zum „Big East Offensive Player Of The Year“ gewählt.

Warum Büscher überhaupt den ungewöhlichen Weg auf sich nahm, erklärte er „mlssoccer.com“: „Ich war von der Kombination aus Studium und Fußball angetan. Das kannst du in Deutschland nicht machen. Entweder du spielst auf einem professionellen Level Fußball oder nicht. Wenn du zur Universität gehst, musst du dich vom Fußball verabschieden. Wenn ich hier den Sprung zum Profi nicht schaffe, habe ich aber einen Hochschulabschluss“.

''Letztendlich sind bei allen Mannschaften elf Leute auf dem Platz'' - Fabian Herbers

Nun heißt seine nächste Station Philadelphia Union. In seinem ersten Interview für den neuen Klub äußerte sich der Aahauser klar zu seinen Stärken: „Ich bin ein Stürmer. Meine Stärken sind die Geschwindigkeit und das Dribbling. Ich will hier viele Tore erzielen und auch ein paar Treffer auflegen.“

Während in seinem Team der Ex-Schalker Tranquillo Barnetta sein Geld verdient, zeigt Herbers in der „Münsterländer Zeitung“ wenig Angst vor großen Namen wie Steven Gerrad (Los Angeles Galaxy) oder Andrea Pirlo (New York City FC): „Da sind Spieler dabei, die in Europa alles gewonnen haben, die Champions League oder sogar den Ballon d‘Or. Ich kann mir ehrlich gesagt noch gar nicht richtig vorstellen, wie das sein wird, gegen solche Leute zu spielen. Es ist schon ein bisschen wie im Traum. Meine Chance, gegen solche erfahrenen Spieler mitzuhalten, liegt wahrscheinlich in der Schnelligkeit und Agilität. Letztendlich sind aber bei allen Mannschaften elf Leute auf dem Platz und nicht nur die Stars.“

Bisher durfte Herbers seine Qualitäten noch nicht richtig zeigen. In den ersten drei MLS-Partien kam er zwar immer zum Einsatz, aber insgesamt nur zum mageren elf Minuten auf dem Feld. Ein Tor gelang ihm dabei nicht. Doch das ist ein Teil des „American Dreams“. Schließlich waren die Meisten länger Tellerwäscher als Millionär.