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Der Weg der ewigen Nummer Zwei auf den Weltmeisterthron

Mark Webber - nach jahrelangem Formel1-Frust nun endlich Weltmeister

Für Mark Webber war der Saisonstart der diesjährigen Langstreckenweltmeisterschaft in Silverstone etwas ganz Besonderes. Auf dem Porsche-Prototypen des 39-jährigen Australiers taucht in diesem Jahr groß und dick die Startnummer 1 auf. Darauf musste der ehemalige Red Bull Formel 1 Pilot lange warten.

Als Sohn eines Motorradhändlers nahm die Rennsportkarriere von Mark Webber zunächst einen ungewöhnlichen Verlauf. Nachdem er bei Motocrossrennen seine ersten Erfahrungen in der Rennsportwelt sammelte, ging es für ihn erst im Alter von 14 Jahren in den Kartsport – nach heutigen Maßstäben viel zu spät. Nach drei Saisons folgte der Aufstieg in den Formelsport – zunächst im heimischen Australien, doch um die Karriere weiter nach vorne zu bringen, war der Schritt nach Europa unausweichlich.

Die frühen Jahre – von Australien in den Mercedes CLK

1996 nahm Webber an der britischen Formel Ford teil. Gute Leistungen zeigte der junge Australier, doch am Ende des Jahres reichte es nur zur Vizemeisterschaft – der Sprung ganz nach oben blieb ihm, wie auch später in seiner Karriere so häufig, verwehrt. Immerhin konnte er sich den Sieg beim legendären Formel Ford Festival in Brands Hatch sichern.

Als nächste Stufe in der Laufbahn folgte die Formel 3 – Webbers Talent war augenscheinlich, doch Meisterehren konnte er auch hier nicht einheimsen. Trotzdem wurde Mercedes auf die Leistungen des Youngsters aufmerksam und gab dem Nachwuchsmann eine Chance als Werksfahrer in der GT Weltmeisterschaft. Die von Mercedes Benz eingesetzten CLK GTRs waren Ende der 90er hier unschlagbar, es ging nur darum, welches der beiden eingesetzten Duos die Nase am Ende vorne hatte. An der Seite von Mark Webber war DTM-Rekordchampions Bernd Schneider unterwegs, dennoch reichte es wieder nur zur Vizemeisterschaft hinter den Teamkollegen Klaus Ludwig und Ricardo Zonta.

Horrorabflug in Le Mans

Aufmerksamkeit erreichte Webber zu der damaligen Zeit vor allem 1999, als er im Aufwärmtraining zu den 24 Stunden von Le Mans mit seinem Boliden abhob, sich mehrfach überschlug und jenseits der Strecke landete – wie durch ein Wunder blieb der Australier unverletzt. Für ihn war damals klar, nie wieder zum Langstreckenklassiker an der französischen Sarthe zurückzukehren. Doch die Geschichte belehrte ihn einige Jahre später eines Besseren.

Das Ziel Formel 1 verlor er aber damals nicht aus den Augen. Erste Testkilometer beim damaligen Benetton-Team folgten und er nahm den Weg zurück in den Formelsport. Zwei Jahre begab er sich in die Formel 3000, 2001 konnte er hier Rennsiege einfahren, musste sich aber, wie so oft, mit dem Vizetitel zufrieden geben.

Der Schritt in die Königsklasse – Beginn bei den Hinterbänklern

Der nächste logische Schritt war die Formel 1 – die Mark Webber, wie so viele bekannte Talente vor ihm, beim damaligen Minardi-Team in Angriff nahm. Im unterlegenen Boliden war nicht viel zu holen, doch gleich beim Saisonauftakt in Australien wurde er von seinen Landsleuten wie ein Nationalheld gefeiert, schließlich hatte man hier lang auf einen Landsmann in der Königsklasse gewartet. Begünstigt durch eine Reihe von Ausfällen konnte er seine einzigen 2 WM-Zähler des Jahres einfahren, für Minardi damals ein Riesenerfolg.

Mark Webber konnte in seiner ersten Formel 1-Saison eine Duftmarke setzen, so war es nicht verwunderlich, dass sein Weg weiter nach oben führte. Erst ging es für ihn zu Jaguar, danach dockte er bei Williams an. Sein Potential konnte er oftmals zeigen, bei Williams schlug damals aber oft der Defektteufel zu, so dass seine Leistungen häufig unbelohnt blieben. Es gab zu jener Zeit auch keinen Teamkollegen, der ihm auf Dauer das Wasser reichen konnte.

Wechsel zu Red Bull – Die Vettel-Rivalität

Der entscheidende Schritt in seiner F1-Laufbahn folgte 2007 mit dem Wechsel zu Red Bull Racing. Zwei Saisons war man zu jener Zeit aber noch lange nicht siegfähig. Das änderte sich im Laufe der Saison 2009. Das Team konnte sich als erster Verfolger in Sachen Weltmeisterschaft etablieren und wurde im Laufe des Jahres immer siegfähiger. Webber hatte nur ein Problem und das war nun ausgerechnet sein Teamkollege. Sebastian Vettel stieß Anfang des Jahres neu zum Team und fühlte sich gleich pudelwohl. Dieser ließ dem auch Taten folgen und gewann den ersten Grand Prix fürs das Team, während Stammpilot Webber sich mit dem zweiten Rang begnügen musste.

Der Australier musste sich bis zum Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring 2009 gedulden, bis er seinen ersten Grand Prix-Sieg im 130. Anlauf verbuchen konnte. Intern hatte er aber das Nachsehen gegenüber Vettel. Das sollte sich auch in den folgenden Jahren nicht ändern. Nach langer Zeit hatte er nun siegfähiges Material und genau jetzt fuhr im mehrfach der junge Deutsche vor der Nase herum. Und getreu dem Motto - wenn man schon kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu – erwischte es den Australier oft in aussichtsreicher Position mit technischen Defekten. Oft auch zu Beginn eines Jahres, so dass die teaminterne Hackordnung schnell hergestellt war. Mark Webber befand sich wieder in der klassischen Nummer Zwei-Rolle, mehr als Gesamtrang Drei in der WM-Wertung war nicht drin. Die internen Spannungen zwischen Webber und Vettel nahmen beständig zu, meist dann, wenn der Australier den Deutschen vorbeilassen musste.

Au Revoir Formel 1

Nach insgesamt 9 Grand Prix-Siegen beendete Mark Webber Ende 2013 eine Formel 1-Karriere und nahm im Cockpit des Porsche 919 Hybrid in der aufstrebenden FIA WEC Langstreckenweltmeisterschaft Platz. Technisch haben die hochgezüchteten Sportprototypen der Formel 1 den Titel Königsklasse schon fast abtrünnig gemacht. Mit den Sechs-Stunden-Rennen kam ab 2014 hier eine ganz neue Herausforderung auf Webber zu. Nach einer ersten Saison, in der an sich an sein neues Umfeld und Arbeitsgerät gewöhnen konnte, schlug 2015 die große Stunde des Australiers.

Langstrecken-WM – der späte Weg auf den Thron

Dem Australier drohte vorerst wieder ein Nummer-2-Status. Hatte man zu Saisonbeginn eher die Teamkollegen in Sachen Weltmeisterschaft auf dem Schirm, so blieb er doch hier vom vielen Pech in Formel 1–Jahren verschont und konnte gemeinsam mit seinem Teampartnern Brendon Hartley und Timo Bernhard nach vier Rennsiegen endlich den Weltmeisterthron besteigen. Für Mark Webber nach all seinen Jahren im Motorsport ein ganz neues Gefühl: „Mein erster WM-Titel – ich fühle mich einfach wunderbar. Die Weltmeisterschaft zu gewinnen war ein hartes Stück Arbeit. Umso größer ist nun die Freude. Und dass ich die Fahrer-Krone mit Timo und Brendon für Porsche erringen konnte, hat eine ganz besondere Bedeutung für mich. Der letzte Fahrer-Weltmeistertitel für Porsche liegt immerhin 29 Jahre zurück – damals sicherte sich Derek Bell diese Trophäe“, so der Australier nach seinem WM-Sieg. So fanden sich in der Langstrecken-WM letztes Jahr zwei zusammen, die lange auf einen Fahrertitel warten mussten – Webber und Porsche.

Mark Webber hat in seiner Karriere nie aufgegeben, trotz einiger haarsträubender Unfälle, die er glimpflich überstanden hat. Man denke nur an seinen Abflug im Red Bull in Valencia 2010 – selbst Ende 2014 hatte er einen schweren Unfall im Porsche beim Saisonfinale zu verkraften. Doch Webber ist ein Stehaufmännchen. Selbst bei seinem Hobby Mountainbiking kam er in seinen Formel 1 –Jahren meist nur mit einigen Blessuren davon.

Während in seinen letzten fünf Formel 1-Jahren die Rivalität zu Sebastian Vettel immer mehr zunahm, war auch hier die Langstrecke ein ganz anderes Pflaster. Ein mehr als gesunder Egoismus ist im Haifischbecken der Formel 1 nötig, in der WEC (World Endurance Championship) teilt sich Webber das Cockpit mit Brendon Hartley und Timo Bernhard. Damit ist auch klar, Teamplay ist mehr denn je gefragt, will man gegen die Konkurrenz eine Chance haben.

Für den Australier eine Umgewöhnung, die er schnell hinbekommen hat. Und auch wenn er im August seinen 40. Geburtstag feiert, langsamer hat ihn dies bisher nicht gemacht. Der Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans – das ist noch ein großes Ziel von Webber, der auf jeden Fall die Nase voll hat von Platz 2: „Je älter man wird, desto mehr ärgert man sich über Platz 2…man will so oft wie möglich gewinnen“.

Der Saisonauftakt der Langstrecken-WM ging für das Weltmeister-Trio 2016 ordentlich daneben, nachdem Mark Webber zwischenzeitlich die Führung übernahm, kollidierte Brendon Hartley mit einem langsameren Fahrzeug – eine Nullnummer für die Titelverteidiger. Doch mit der Startnummer 1 der Weltmeister auf dem Wagen wird vor allem mit Webber zu rechnen sein – den Platz ganz oben will er so schnell nicht wieder abgeben.

Bilder: Porsche, Red Bull Media Content Pool

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