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Mattias Ekström – Quer an die Weltspitze

Der neue Rallycross-Weltmeister

Eigentlich ist Mattias Ekström vor allem ein Begriff in Sachen DTM, der Schwede ist mit seinem Audi schon lange Teil des Starterfeldes in der obersten deutschen Tourenwagenklasse. Doch Ende November schloss sich in Argentinien beim letzten Auftritt der Rallycrossweltmeisterschaft für Ekström ein Kreis, als er nach bereits erfolgreichem Titelgewinn auf losem Untergrund auch noch die Trophäe für seine eigene Truppe in der Teamwertung entgegennehmen durfte.

Es war sein Vater Bengt, der selbst in den 80er und 90er Jahren in der Rallycross-Europameisterschaft aktiv war. Dieser Sport war allerdings für den Junior erst Liebe auf den zweiten Blick: „Ich war als kleiner Junge immer dabei, aber ich konnte mich nicht für den Sport begeistern. Rallycross war mir immer zu dreckig, ich mag es sauber und aufgeräumt“, erinnerte er sich nach seiner ersten gewonnenen Weltmeisterschaft.

Der Weg an die Tourenwagenspitze

Der heute 38-Jährige aus dem schwedischen Falun begann seine motorsportliche Laufbahn klassisch im Kart, allerdings bestritt Ekström nur zwei Jahre hier, bevor es ihn schon ins Auto mit Dach verschlug. Bereits 1994 ging er im nationalen Renault 5 Cup an den Start, die Vizemeisterschaft folgte ein Jahr darauf und 1996 krönte er sich hier zum Meister.

1997 ging es für Ekström dann in die schwedische Tourenwagen-Meisterschaft, wo er vier von zwölf Rennen gewinnen konnte und ein erneutes Ausrufezeichen setzte. Der Rookie of the Year dieser Saison musste bis zu neuerlichen Meisterehren dann aber bis ins Jahr 1999 warten, es war sein erster Titel mit den vier Ringen, damals noch im Audi A4 Quattro. Seine vierte und finale Saison in der Serie schloss er mit einem Volvo S40 auf dem dritten Rang ab.

DTM-Urgestein und Herr der Ringe

Der DTM ist Mattias Ekström seit dem Jahr 2001 treu. Zuerst drehte er im Audi TT-R vom Team Abt seine Runden, 2002 konnte er seinen allerersten Sieg in der DTM feiern – es sollten noch einige folgen. Auch wenn er im Folgejahr sieglos blieb, war er doch bester Audi-Pilot 2003.

Der DTM-Durchbruch gelang Ekström dann im Folgejahr. Audi kehrte werksseitig zurück und „Eki“ und der neue Audi A4 harmonierten am besten. Der Schwede setzte sich in einer spannenden Saison gegen die Mercedes-Piloten Gary Paffett und Christijan Albers durch und konnte mit vier Siegen den Titelgewinn vorzeitig feiern.

2005 war Audi der Mercedes-Konkurrenz unterlegen, doch Ekström konnte die Entscheidung um die Meisterschaft bis zum letzten Rennen offenhalten, auch wenn letztlich nur die Vizemeisterschaft drin war. Der Schwede hatte sich aber längst intern zur Audi-Sperrspitze gemausert und war intern längst der Herr der Ringe.

Nach einem lauen Folgejahr kämpfte sich Eki 2007 zurück an die Spitze der DTM und konnte Titel Nummer Zwei knapp für sich entscheiden. Seither wartet zwar der dritte Titel noch auf den Schweden, doch im immer enger umkämpften Feld ist Ekström immer noch vorne dabei. Jederzeit für einen Sieg gut – mit einem ganz besonderen 1. Platz ging er sogar in die DTM-Geschichtsbücher ein. Als er 2013 nach etwas Abstinenz in Sachen Rennsiege am Norisring triumphierte, steckte ihm sein Vater eine Flasche Wasser zu – die DTM hatte ihr „Watergate“- da Parc Ferme-Bedingungen herrschten, wurde Ekström disqualifiziert.

Mattias Ekström hat nach wie vor kein Problem damit, seine eigene Meinung kund zu tun, auch wenn es um die direkten Kollegen geht, hier fand er dieses Jahres mehr als klare Worte:

16 Jahre in einer Rennserie und immer noch schnell genug, das können nicht viele von sich behaupten – Mattias Ekström schon. Lediglich seine neue Leidenschaft verleitete ihn verständlicherweise in diesem Jahr dazu, auf das DTM Finale zu verzichten und somit sein erstes Rennen der Serie seit 2001 zu verpassen.

Leidenschaft Rallycross

Was ihm als Kind noch zu dreckig war, dafür konnte sich Ekström im Erwachsenenalter aber wieder begeistern. Die Rallycrossgene sind beim Schweden halt durch den Vater einfach verwurzelt. Nach einem Gastauftritt im schwedischen Höljes beim dortigen Europameisterschaftslauf im Jahr 2013, kam er mehr als auf den Geschmack.

Er fasste sich einen Plan und beim norwegischen Auftritt der Rallycross-Weltmeisterschaft 2014 debütierte sein eigenes EKS Rallycross-Team. Alles standesgemäß weiter im Zeichen der vier Ringe. Der Audi S1 Rallycrossbolide brachte den Ingolstädtern nun unerwarteten Ruhm.

Ekström kam immer mehr auf den Geschmack und setzte 2016 alles auf die Karte Rallycross – mit Erfolg. Beim deutschen Auftritt auf dem Estering war es soweit – Mattias Ekström krönte sich vorzeitig zum neuen Rallycross-Weltmeister. Und auch Audi durfte sich über den Erfolg des Audi S1 RX quattro freuen, der mit seinen fast 600 PS im übrigen auch schneller beschleunigt als ein Formel1-Bolide.

„Das ist vielleicht der beste Tag in meiner Motorsport-Karriere“, gab der Schwede nach dem Rallycross-Event unweit von Buxtehude von sich. „Es gab so viele schöne Momente mit Audi Sport in der DTM, aber das hier ist etwas ganz, ganz Besonderes. Wir haben vor drei Jahren bei null angefangen. Im Oktober 2013 gab es gar nichts. Was mein Team und ich in dieser Zeit aufgebaut haben, können sich nur die Wenigsten vorstellen. Ein großer Dank gebührt natürlich auch meinem Arbeitgeber Audi Sport. Meine Chefs haben mir erlaubt, auf dem Estering an den Start zu gehen, um die Chancen auf den Titelgewinn so groß wie möglich zu halten. Das war nicht selbstverständlich und ich bin sehr, sehr dankbar dafür. Hoffentlich kann ich ihnen mit dem WM-Titel auch ein Lächeln auf die Lippen zaubern.“

Wie der Vater, so der Sohn, heißt es dann im Hause der Ekströms – Mattias hat es jedenfalls anno 2016 nicht bereut, im Dreck zu spielen.

Allrounder par excellence

Egal was Mattias Ekström in Sachen Motorsport bewegt hat, schnell war er überall. Das konnte er beim legendären Race of Champions schon mehr als einmal beweisen. Dreimal konnte er sich hier den Titel im Einzel sichern und durfte sich am Ende der Motorsportjahre 2006, 2007 und 2009 Champion der Champions nennen. Hier schlug er zweimal keinen Geringeren als Michael Schumacher im Finale, sowie Rallye-Legende Sébastien Loeb, um sich den prestigeträchtigen Titel zu sichern.

Motto: Go Hard or Go Home

Ein Mattias Ekström gibt so schnell nicht auf, gerade in der Rallycross-Szene muss man sich schon einmal beim anderen mehr als nur anlehnen. Das ist in der DTM mittlerweile durchaus kritisch – zu heikel ist die Aerodynamik der Tourenwagen-Prototypen geworden. Daher wünscht sich der Schwede auch hie mehr Leistung und weniger Flügelsalat am Auto. Zumindest zur Rallycross-Szene passt sein Motto aber wie die Faust aufs Auge.

Die Titelverteidigung in der aufstrebenden Rallycross-WM steht für nächstes Jahr an, wie es in Sachen DTM weitergeht, das steht noch in den Sternen. Hungrig auf Erfolg ist Eki immer noch und als amtierender Weltmeister sollte man doch eigentlich seinen DTM-Platz behalten können.

PS: Dass Eki mit seinem Audi S1 quattro Rallycross-Supercar jeden Untergrund besiegt, zeigt das folgende Video: