Water

You can't script this

Eine Hirnverletzung zwang Owen Wright zu einer 14-monatigen Pause, was ihn nicht davon abgehalten hat wieder aufs Bord zu steigen - mit Erfolg.

Ohau, Hawaii es ist der 9.Dezember 2015, einen Tag bevor der letzte Stopp der Samsung Galaxy Championship Tour beginnt. Es ist ein mit Spannung erwartetes Finale, sechs Surfer haben noch die Möglichkeit sich den Titel zu holen – „you can`t script this“ lautete das Motto der World Surf League in diesem Jahr. Unter den Anwärtern war auch Owen Wright, ein 25 Jahre junger Australier. Für ihn wäre es der erste Titel auf der Tour. Der Spot wäre perfekt um sich seinen Traum zu erfüllen, Banzai Pipeline, der Sehnsuchtsort aller Surfer, ein Reefbreak, bei dem die Wellen ganz besonders und nah am Strand brechen.

Es kam alles anders. Wright nutzte den letzten Tag vor dem Showdown zum Trainieren, eine Welle zwang ihn in die Knie, kein besonders spektakulärer Wipe Out, aber danach war er in einem Set gefangen, die Wellen brachen über ihm zusammen und hielten ihn lange unter Wasser, zu lange wie sich später herausstellen sollte. Im Krankenhaus wurden eine schwere Gehirnerschütterung und kleinere Einblutungen im Gehirn diagnostiziert. Es war nicht nur das Aus im Titelrennen sondern auch der Beginn einer langen Auszeit.

Über das letztendlich Ausmaß seiner Verletzung wurde nur wenig bekannt. Es wurde berichtet, dass er an Gedächtnisverlust leide und Vollzeitpflege benötige. Sein Freund und Surf Kollege Matt Wilkinson gab ebenfalls Anlass zur Sorge: „He couldn’t really speak or anything.“

Über seinen Twitteraccount war Wright für das erste Update über seinen Gesundheitszustand selbst verantwortlich.

Diesen Tweet veröffentlichte er, kurz nachdem bekannt wurde, dass er an der ersten Hälfte der Tour 2016 nicht teilnehmen kann, später musste er die Tour komplett absagen. Es ist ungewiss ob er jemals zurückkehren wird.

Es waren aber die positiven Momente während seiner Leidenszeit, die ihn Hoffnung schöpfen ließen. Seine Schwester Tyler konnte die Women`s Championship Tour gewinnen und seine Frau brachte einen gesunden Jungen zur Welt.

Im Februar diesen Jahres, nach über 13 Monaten, surfte er wieder eine offizielles Event. Kurz darauf erhält er die „Injury Wildcard“ für die Tour 2017, eine Entscheidung der World Surf League die Geschichte schreiben wird. Sein Start in Snapper Rocks, in seinem Heimatland Australien, wird zu einem der größten Comebacks, das die Surfwelt je gesehen hat. Auf seinem Weg ins Finale ließ er u. a. die beiden Titelaspiranten Mick Fanning und Gabriel Medina hinter sich, um dann auf seinen Kindheitsfreund Matt Wilkinson zu treffen, der das Event bereits im Jahr zuvor für sich entscheiden konnte. Nach 35 Minuten im letzten Heat ist es vollbracht, Wright ist zurück in der Elite des Sports. Er besiegt seinen Freund „Wilko“ und es ist schwer vorstellbar, dass dieser sich über einen eigenen Sieg genauso gefreut hätte wie über diese Niederlage.

Das Bild, was hängen bleibt, ist aber ein anderes, der Gewinner mit seiner Frau und seinem Baby, Arm in Arm und mit Tränen in den Augen. Es hatte den Anschein als wäre eine Last von ihren Schultern gewichen, als wären sie aufgewacht aus einem Albtraum der kein Ende zu nehmen vermochte. Sie sind zurück in der Wirklichkeit und die Wirklichkeit sieht so aus: Owen Wright ist die Nummer Eins der Welt! – „You can’t script this.“