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Mit 13 nach Tokio? Lilly lebt ihren Olympia-Traum

Skateboard-Talent Lilly Stoephasius könnte bei den Sommerspielen 2020 dabei sein.

Sie ist jung, ehrgeizig und hoch talentiert: Lilly Stoephasius aus Berlin könnte die jüngste deutsche Olympionikin aller Zeiten werden. Die Zwölfjährige verteidigte bei den Deutschen Meisterschaften im Skateboarden ihren Titel und will 2020 bei der Olympia-Premiere der Sportart in Tokio dabei sein.

Lilly siegte bei den nationalen Titelkämpfen in Düsseldorf in der Disziplin „Park“, bei der in einer Art „Schüssel“ Rampen und Hügel mit immensen Steigungen und Kurven zu bewältigen sind. Dank ihrer schwierigen Tricks und fehlerfreien Fahrt ließ sie nicht nur ihre meist älteren Konkurrentinnen hinter sich, sondern sammelte auch wichtige Ranglistenpunkte, um sich für die Sommerspiele in Japan zu qualifizieren.

„Eine richtige Vorstellung von dem, was da auf mich zukäme, habe ich noch nicht. Aber dabei zu sein, wäre ziemlich cool“, sagte die Senkrechtstarterin der Deutschen Presseagentur.

Lillys Talent auf dem Skateboard liegt in der Familie. Ihr Vater Oliver galt in den Siebzigern als Pionier in den deutschen Skater-Szene. Er stellte seine Tochter mit drei Jahren zum ersten Mal auf das Rollbrett und förderte ihr Talent. Für den Feinschliff sorgt Bundestrainer Jürgen Horrwarth. Er sagt: „Lilly ist ein Bewegungstalent, motorisch früh entwickelt, mit guter Technik und einer enormen Auffassungsgabe. Ich würde mich freuen, wenn sie es zu Olympia schafft.“

Sponsoren stehen Schlange

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Es stehen Qualifikations-Wettbewerbe in Chile, Brasilien und den USA auf dem Programm. Zudem wechselte Lilly in diesem Sommer aufs Gymnasium, muss also Schule und Sport unter einen Hut bekommen. „Wir sind als Eltern total stolz. Aber es ist nicht einfach, wenn das Kind so viel unterwegs ist. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich mit dem Gutsein noch etwas Zeit lässt“, sagt ihre Mutter Anne Stoephasius.

Fünfmal pro Woche Training, dazu Schule, Freunde und Ballettunterricht – Lilly stemmt als Zwölfjährige schon das Programm einer Erwachsenen, ist aber sicher: „Ich bekomme das ganz gut hin. Meine Freunde unterstützen mich beim Skateboarden. Als ich Deutsche Meisterin geworden bin, haben sie für mich eine Party organisiert.“

Auch sonst zieht das Mädchen die Aufmerksamkeit auf sich. Seit ihrem ersten Deutschen Meistertitel und dem zweiten Platz bei der EM häufen sich die Medienanfragen. Lilly gibt routiniert Interviews und hat sogar schon eigene Sponsoren, die ihr Board, Kleidung und Schuhe zur Verfügung stellen. „Wenn wir merken, dass es Lilly zu viel wird oder sie den Spaß verliert, schreiten wir ein“, sagt ihre Mutter Anne.

Schwester Thora (9) drängt nach

Dass die Berlinerin eine der jüngsten deutschen Olympia-Teilnehmerinnen werden könnte, liegt auch an ihrer Sportart, in der der Weltverband derzeit keine Altersbegrenzung vorsieht. Für die Olympia-Premiere in Tokio sind 20 Startplätze vorgesehen, pro Land dürfen maximal drei Frauen mitmachen. Anfang 2020 entscheidet sich, ob Lilly in Japan dabei ist. Falls es nicht klappt, peilt sie die Spiele 2024 in Paris an. Dann wäre sie gerade mal 17.

Übrigens: Die größte Konkurrenz hat Lilly in der eigenen Familie. Schwester Thora wurde bei den Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf Siebte. Sie ist erst neun Jahre alt…

Titelbild: ©iStock