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Formel E schreibt Motorsportgeschichte

Das erste Rundstreckenrennen in der Schweiz seit 64 Jahren

Mitten in Zürich war es ein historischer Moment für den Motorsport. Mit dem Formel E-Rennen in der Stadt fand im Juni das erste Rundstreckenrennen in der Alpenrepublik seit rund sechs Jahrzehnten statt.

Die elektronische Rennserie ging dank einer Sondergenehmigung des Schweizer Bundesrats an den Start und zog damit zahlreiche Zuschauer an die Strecke, die das erste klassische Autorennen in der Schweiz seit sage und schreibe 64 Jahren besuchten.

Verbot seit Tragödie in Le Mans 1955

Ausschlaggebend für diesen langen Zeitraum war eine Tragödie beim berühmtesten Langstreckenrennen der Welt. 1955 waren die 24 Stunden von Le Mans Schauplatz eines der schlimmsten Unfälle im Rennsport überhaupt mit zahlreichen Nachwehen für den internationalen Motorsport.

Nach einer Kollision war er damals Mercedes-Pilot Pierre Levegh, der mit seinem 300 SLR keine Chance hatte und mit seinem Boliden in eine voll besetzte Tribüne flog. Levegh selber und 81 Zuschauer ließen bei diesem Horrorunfall ihr Leben.

Mercedes zog sich danach erstmal aus dem Motorsport zurück und auch für die Schweiz sollte der Unfall Auswirkungen haben. Man entschied, dass aus Sicherheitsgründen ab sofort keine Rundstreckenrennen mehr ausgetragen werden dürfen.

Somit war der Große Preis der Schweiz im Jahr 1954 auch das letzte Formel 1-Rennen, welches auf Schweizer Boden ausgetragen wurde.

Motorsportler aus der Schweiz dennoch an der Weltspitze

Das Rundstreckenverbot aus Sicherheitsgründen ist durchaus kurios, denn auf der anderen Seite sind bei unseren südlichen Nachbarn motorsportliche Aktivitäten anderer Art erlaubt.

Slalom-Veranstaltungen werden durchgeführt, zudem erfreuen sich die Bergrennen äußerst hoher Beliebtheit. Diese Einzelzeitfahren den Berg hinauf sind in der heutigen Zeit längst als gefährlicher zu beurteilen als die klassischen Rundstreckenrennen. Das Verbot der klassischen Rennen gegeneinander stammt einfach aus einer anderen Zeit des Motorsports und doch hat es bis heute in der Schweiz überlebt.

Dennoch gibt es Schweizer Meisterschaften auf der Rundstrecke, allerdings wurden und werden diese in Deutschland, Frankreich, Tschechien oder Österreich ausgetragen. Und auch die nationale Fahrer-Szene bringt immer wieder Top-Piloten hervor, zum Beispiel die Le Mans Sieger Marcel Fässler und Neel Jani. Und mit Sauber hat man zudem einen Formel 1-Rennstall mit mittlerweile einer langen Historie in der Königsklasse.

Comeback der Rundstrecke den Elektroautos vorbehalten

Im April 2016 hatte der nationale Bundesrat dann aber ein Einsehen, zumindest was die Durchführung von Rennen mit Elektroautos angeht, nur diese wurden nämlich zugelassen.

Dennoch sind für die Durchführung immer noch einige Auflagen zu erfüllen, so dass es bis zu diesem Juni dauerte, bis dann die Formel E den Motorsport mit Rundstreckenrennen wieder zurück in die Schweiz gebracht hat.

Zürich E-Prix ein voller Erfolg

So war es nicht verwunderlich, dass man mehr als 100.000 Zuschauer zum Stadtrennen in Zürich begrüßen konnte. Die rund 10.000 Tribünenplätze waren schon seit Monaten ausverkauft, auf den Stehplätzen wurde es daher ziemlich eng.

Sportlich sahen die Zuschauer einen Erfolg der Audi-Werksmannschaft, für die der Brasilianer Lucas di Grassi den Sieg holte Der Lokalmatador, der Schweizer und ehemalige Formel E-Meister, Sébastien Buemi, schaffte es zwar nicht auf das Podium, zeigte aber mit dem fünften Rang eine ordentliche Leistung.

Vielleicht ist im nächsten Jahr für ihn wieder mehr drin, denn für 2019 ist in Zürich ein erneuter Auftritt der Formel E geplant. Doch stadtpolitisch hat sich hier schon Widerstand geregt, ein Grund sind die Auf- und Abbauarbeiten. Rundstreckenrennen werden es in der Schweiz also weiterhin nicht einfach haben.

Titelbild © Audi Communications Motorsport/Michael Kunkel