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Rallye-WM – Vom Crash-Pilot zum Sieger

+++ Der Este Ott Tänak zeigt sich 2018 in der Rallye-Weltmeisterschaft WRC als zukünftiger Titelkandidat +++

In den letzten Jahren war es der Franzose Sébastien Ogier, der das Geschehen in der Rallye-Weltmeisterschaft bestimmte, doch die Luft an der WM-Spitze wird seit letztem Jahr deutlich dünner. Neben dem Belgier Thierry Neuville muss man mittlerweile einen weiteren Namen zumindest zu den zukünftigen WRC-Titelaspiranten zählen, die Rede ist von Toyota-Werkspilot Ott Tänak.

Ott Tänak – Rasanter Aufstieg

Der mittlerweile 30-jährige Este gilt schon seit geraumer Zeit als eines der größten Talente im Rallye-Sport. Daher verwunderte es kaum, dass Tänaks Weg in die WM ein genauso rasanter war, wie auch sein Fahrstil in jungen Jahren.

Tänak startete seine Rallye-Karriere in seiner Heimat Estland. 2008 konnte er die nationale Meisterschaft für sich entscheiden, im Folgejahr konnte er seinen Titel verteidigen. Danach folgte sein Einstieg in die Produktionswagen-Klasse der WM, wo er 2010 an insgesamt sechs Veranstaltungen teilnahm.

Erste Klassensieg ließen nicht lange auf sich warten und 2011 gelang Tänak mit dem Einstieg in die Super 2000 WRC-Weltmeisterschaft, die zweite Liga der großen WRC, der nächste Schritt Richtung Top-Klasse.

Auch hier konnte er prompt Klassensieg einfahren, auch wenn er sich in der Gesamtwertung knapp geschlagen geben musste. Seine Leistungen fanden aber großen Anklang bei Malcolm Wilson, seines Zeichens Teamchef bei M-Sport, der Rallye-Mannschaft schlechthin in der WRC. Nach seinem Debüt in der WRC, der Topliga des internationalen Rallyesports, bei der Wales Rallye im Jahr 2011, wollte er im Folgejahr als Stammpilot bei M-Sport seinen steilen Karriereweg weiterführen. Doch hier bekam die Laufbahn des Esten einen Knick.

Degradierung und Comeback

Die Saison 2012 war für den Esten ein Auf und Ab. In Schweden konnte er in diesem Jahr noch seine erste Bestzeit auf einer Wertungsprüfung setzen, doch sein Jahr war geprägt von vielen Unfällen und Nullnummern.

Der Shooting-Star konnte in diesem Jahr seinen Teamboss nicht überzeugen, schnell war er ohne Zweifel, aber das reicht in der Rallye-Topliga nicht aus, man muss auch ins Ziel kommen. Damit war der Traum vom schnellen Aufstieg an die Spitze erstmal ausgeträumt, denn für die Folgesaison erhielt Tänak kein Cockpit mehr bei M-Sport.

Der Este musste sich nun sammeln und einen erneuten Anlauf Richtung Rallye-WM nehmen. 2013 trat er erstmal wieder bei einigen Rallyes in Estland an. 2014 kehrte in zumindest auf die WM-Bühne zurück. In der WRC2, der zweiten Liga, machte er mit guten Leistungen auf sich aufmerksam und bekam für 2015 bei M-Sport eine zweite Chance, sich in an der Weltspitze zu beweisen.

Von Ti-Tänak zum Rallye-Sieger

Doch zunächst war auch der Neustart alles andere als von Erfolg gekrönt. Fünf Nuller sammelte Tänak in der Saison 2015. In diesem Jahr wurde er vor allem durch einen besonderen Unfall bekannt. Bei der Rallye Mexiko verlor er die Kontrolle über seinen Ford Fiesta und rutschte einen Abhang hinunter, wo er seinen Rallye-Boliden in einem See versenkte. Tänak und sein Co-Pilot kamen mit dem Schrecken davon, danach war der Name „Ti-Tänak“ geboren.

So musste sich Tänak für die Saison 2016 zunächst mit einem Platz im B-Team von M-Sport begnügen, blieb aber der Top-Kategorie erhalten. In diesem Jahr sollte sich das Blatt allerdings komplett wenden, denn der Este fiel nun nicht mehr durch viele Crashs auf, sondern überzeugte mit Speed, Leistung und vor allem auch guten Resultaten.

Bei der Rallye Polen verpasste er seinen ersten Rallye-WM-Sieg nur ganz knapp und Malcolm Wilson sah sich ermutigt, den fast verlorenen Sohn wieder als Stammpiloten bei M-Sport für die nächste Saison zu verpflichten.

2017 gelang Tänak dann der lang erhoffte Durchbruch. Trotz der Bürde eines Teamkollegen namens Sébastien Ogier zeigte er im Vorjahr, dass er mittlerweile titelreif ist. Auf Sardinien konnte er dann endlich seinen ersten WRC-Laufsieg feiern, auch die Rallye Deutschland gewann er 2017. Lange hatte er noch theoretische Chancen auf die Weltmeisterschaft, vor allem im letzten Saisondrittel überzeugte er oft mit besseren Leistungen als Teamkollege Ogier, der sich aber dieses Man noch den Titel sichern konnte.

Neustart mit Toyota

In diesem Jahr unternahm Ott Tänak den nächsten Schritt Richtung WM-Thron. Mit dem Wechsel zur Werksmannschaft von Toyota hat der Este sicher die richtige Entscheidung getroffen. An der Seite des 5-maligen Weltmeister Ogier wäre es bei M-Sport nicht einfach geworden, um die WM zu kämpfen.

Bei Toyota fügte er sich prächtig ein und stahl seinen Teamkollegen bislang klar die Show. Der erfahrene Jari-Matti Latvala und der Youngster Esapekka Lappi, selbst ein hoffnungsvolles Talent hinter dem Lenkrad, stehen ganz klar im Schatten des Neuzugangs.

Auf seinen ersten Toyota-Sieg musste Tänak dann auch nicht lange warten, er dominierte die Rallye Argentinien nach Belieben und gehört aktuell neben Sébastien Ogier und Thierry Neuville zu den Top 3 der Rallye-Weltmeisterschaft.

In Portugal kamen ihm und seinem Toyota Yaris WRC-Rallyeboliden dann leider nur zwei Felsbrocken in den Weg, die der Este unglücklich traf und mit einem defekten Ölkühler die Segel streichen musste. Auch bei der Rallye Sardinien überstand die Technik seines Boliden einen vehementen Sprung nicht gut, so dass Ott Tänak sich für den Moment aus dem Kreis der WM-Anwärter verabschiedet hat.

Doch Aufgeben ist für Tänak keine Option, gemeinsam mit Toyota wird dieser Name auf jeden Fall in den nächsten Jahren ein heißer Tipp für die Weltmeisterschaft sein.