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Helden der Formel 1 – Stirling Moss

Vom größten Fahrer, der nie eine Weltmeisterschaft gewinnen konnte...

Stirling Moss zählt zweifelsfrei zu den Ikonen des Grand Prix-Sports. Der Brite gewann insgesamt 212 seiner rund 529 Rennen, die er in verschiedenen Rennserien bestritt. Doch eine Formel 1-Weltmeisterschaft war ihm nicht vergönnt.

Dennoch nimmt Sir Stirling Moss in der Formel 1-Historie einen besonderen Platz ein, denn er gehörte in seiner aktiven Zeit zu den Besten seines Fachs.

Motorsport in den Genen

Schon die Eltern von Stirling Moss hatten beide ein Faible für den Rennsport. Bei verschiedenen Rennen in England und auch Nordamerika waren Vater Alfred und Mutter Aileen recht erfolgreich. Zudem bestritten sie Rallyes und Geschicklichkeitsfahrten. Kein Wunder also, dass der im September 1929 geborene Filius schnell wusste, wohin sein Weg führen soll. Selbst seine jüngere Schwester sollte später noch Sportwagenrennen bestreiten.

Bereits mit sechs Jahren saß Moss Junior auf der Farm der Familie erstmals selbst hinter dem Steuer eines Autos. Mit 15 Jahren erhielt er seine Fahrerlaubnis mit Sondergenehmigung.

Längst war der Profirennsport für Stirling Moss das erklärte Ziel. Dafür kaufte er im Jahr 1948 einen Cooper 500-Boliden, mit dem er in der englischen Formel 3 an den Start ging. Der Engländer startete mit einer famosen Bilanz: 12 von 15 Rennen gewann er.

Rasanter Aufstieg in die Formel 1

Schon im Folgejahr stieg Moss in die Formel 2 ein. Sowohl in dieser Saison als auch 1950 krönte er sich zum englischen Formel-2-Meister. Mit seinen damals 20 Jahren setzte er neue Maßstäbe im Rennsport, er war der erste Pilot in dieser Zeit, der auf einen Manager vertraute.

Weitere Ausrufezeichen setzte Moss, als er mit unterlegenem Material beispielsweise die Tourist Trophy in Nordirland gewinnen konnte. Nicht nur im Formel-Boliden, auch im Sportwagen war Moss äußerst erfolgreich. Für Jaguar konnte er weitere Erfolge einfahren.

1954 gewann er als erster Nicht-Amerikaner die 12 Stunden von Sebring in den USA. Nach ersten sporadischen Einsätzen in der Formel 1 ging Moss 1954 in einem privat eingesetzten Maserati 250F an den Start und es dauerte nicht lange, bis er dem Podium einen Besuch abstattete.

Beim Großen Preis von Belgien wurde er Dritter und in Monza lieferte er sich ein packendes Duell mit Juan-Manuel Fangio, der Nummer 1 von Mercedes, bis an seinem Maserati die Ölleitung schlappmachte. Nicht nur diese Vorstellung brachte ihm für die Saison 1955 einen Platz im Werksteam der Silberpfeile ein.

Die Vize-Jahre

Sein erstes Rennen in einem Silberpfeil bestritt Moss im Januar 1955 beim Großen Preis von Argentinien. Den ersten Sieg im Mercedes holte der Überflieger beim Heim-Grand Prix im britischen Aintree. Zweimal musste er jedoch Juan-Manuel Fangio den Vortritt lassen und kam er als Zweiter ins Ziel. In Sachen Formel 1 musste er sich so mit seiner ersten Vizemeisterschaft anfreunden.

Sein Talent zeigte Moss aber auch in diesem Jahr im Sportwagen. Am Steuer des Mercedes 300 SLR konnte er die berühmte Mille Miglia gewinnen. Neben dem 1.000-Meilen-Rennen ging auch die Tourist Trophy in Nordirland und die Targa Florio in Sizilien auf seine Siegerkappe. Damit sicherte Moss Mercedes den Sieg in der Sportwagen-Weltmeisterschaft.

Doch die Silberpfeile verabschiedeten sich danach aus dem aktiven Rennsport, sodass auch Moss seine Laufbahn an anderer Stelle fortsetzten musste. Zunächst tat er dies bei Maserati, bevor er wieder auf heimische Rennställe setzte.

In den Jahren 1956 bis 1958 musste er sich aber erneut jeweils mit dem Vizetitel zufriedengeben, vor allem das letzte seiner Vize-Jahre war ein denkbar knappes.

Gentleman und Sportsgeist – Sir Stirling Moss

Die Weltmeisterschaft 1958 verlor Moss um einen winzigen Zähler an seinen Landsmann Mike Hawthorn. Der lieferte während der Saison beim Grand Prix in Portugal einen Dreher ab und kam nach Aufholjagd auf den zweiten Rang hinter Moss.

Nach dem Rennen wurde Hawthorn von den Offiziellen beschuldigt, die Regeln gebrochen zu haben, da er entgegen der Fahrtrichtung wieder neu startete. Doch es war Moss, der ihn entlastete und somit dafür sorgte, dass sein WM-Konkurrent seine Punkte behalten konnte und damit auch knapp vor ihm den WM-Titel erreichte. Man stelle sich eine ähnliche Situation in der heutigen Formel 1 vor…

In den nächsten Jahren konnte Moss noch einige Siege einfahren, mehr als der dritte WM-Rang war für ihn in den Jahren 1959-61 aber nicht mehr drin.

Karriere-Ende mit Unfall

Die motorsportliche Laufbahn von Stirling Moss fand im April 1962 im englischen Goodwood ein jähes Ende. Bei einem Unfall erlitt er Knochenbrüche, ein Hirntrauma und lag sogar im Koma. Nach langer Genesungszeit erklärte der sympathische Engländer im Folgejahr seinen Rücktritt.

Lange noch war er als Markenbotschafter von Mercedes aktiv, 1999 wurde er von der britischen Königin in den Adelsstand erhoben.

Der heute 88-jährige hat sich mittlerweile aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nach schwerer Erkrankung 2016/2017 gab sein Sohn diesen Schritt bekannt. Sir Stirling Moss bleibt einer der ganz Großen der Formel 1-Historie, auch ohne eine WM-Titel.

Bilder: ©gettyimages