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Im Schatten des WM-Duells – Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas

Beide Finnen müssen sich mit ihrem Status als Nummer 2 abfinden

Die interne Rangfolge bei Ferrari und Mercedes ist auch für die Saison 2017 längst klar, das Duell um die WM-Krone heißt Sebastian Vettel gegen Lewis Hamilton. Da müssen sich jetzt auch die Teamkollegen unterordnen, auch wenn man vor allem bei den Roten aus Maranello den Eindruck hat, dass dies einem ganz und gar nicht schmeckt.

Der Start ins neue Formel 1-Jahr verlief bei den konkurrierenden Rennställen um die Titel in der Königklasse wie erwartet – zumindest beim Blick auf die Zeiten der Teamkollegen. Lewis Hamilton war und ist der Platzhirsch bei den Silbernen und Kimi Räikkönen kam zu Beginn des Jahres nicht an den Speed von Sebastian Vettel heran.

Valtteri Bottas – die klare Nummer 2

Von Valtteri Bottas hatte man auch keine großen Taten erwartet, für den 27-jährigen Finnen ist die Saison 2017 aber die entscheidende in seiner Formel 1-Laufbahn. Kann er bei Mercedes überzeugen und sich das Cockpit auch für das nächste Jahr sichern? Dafür scheint er im Team vor allem einen Fürsprecher zu haben: Lewis Hamilton.

Bottas konnte beim vierten Rennen des Jahres, dem Großen Preis von Russland, erstmals groß auftrumpfen. War er bis dahin deutlich im Schatten seines britischen Teamkollegen, dominierte er den russischen WM-Lauf und gewann sein erstes Rennen. Als Mercedes in Monaco durch Reifenprobleme nicht zu den Sieganwärtern zählte, war es der Neuzugang, der mit Platz 4 deutlich besser abschnitt als Hamilton.

Als es jedoch darum ging, wieder um Siege zu kämpfen wie beim Großen Preis von Kanada, da war Lewis Hamilton in einer anderen Welt unterwegs, Bottas kam nicht hinterher. Bei den Mercedes-Verantwortlichen dürfte man aber insgesamt vom jüngeren der beiden Top-Finnen in der Formel 1 zufrieden sein.

Im Gespann Bottas und Hamilton gibt es deutlich weniger Spannungen – im Team geht es deutlich gelassener zu, daher hat Hamilton auch nichts gegen eine Verlängerung des Vertrages mit Bottas. Siegen kann er durchaus, auf Dauer wird er dem Briten in der Weltmeisterschaft aber nicht gefährlich – so nimmt Bottas bei Mercedes die klare Rolle der Nummer 2 ein, wirkt damit aber nicht unglücklich.

Kimi Räikkönen – die rote Nummer 2

Kimi Räikkonen ist zehn Jahre älter als sein Landsmann, mittlerweile eins der Urgesteine der Formel 1, aber im Prinzip überall zuhause. Gefahren hat der stoische Finne fast alles, was es auf vier Rädern zu bewegen gibt. Der Weltmeister von 2017 fuhr eine Zeit lang in der Rallye-Weltmeisterschaft und saß sogar schon im NASCAR-Boliden.

Im Herbst seiner Formel 1-Karriere tat er sich Anfang dieser Saison gegenüber Sebastian Vettel schwer. Doch in Monaco schien plötzlich seine Stunde zu schlagen. Mit der Pole Position meldete er sich eindrucksvoll zurück und ging auch vom Start weg in Führung.

Was folgte, führte in der Formel 1 automatisch wieder zur Stallorder-Diskussion. Durch die Boxenstopps kam Sebastian Vettel an Räikkönen vorbei und gewann am Ende den Grand Prix im Fürstentum vor dem Finnen. Dessen Miene bei der Siegerehrung war versteinert, zudem kam von diesem sichtlich frustrierten Rennfahrer die ein oder andere Andeutung. Glücklich war er mit Platz 2 an diesem Wochenende nicht. Ferrari dürfte die Reihenfolge in Sachen WM-Titelkampf aber bestens gepasst haben. Hat man bei der Scuderia zur Stallregie gegriffen?

Auch wenn man dies auf den ersten Blick meinen könnte, sprechen die Rundenzeiten doch eine andere Sprache. In Monaco funktionierte der sogenannte Undercut nicht wie gewohnt. Generell ist hier der Fahrer im Vorteil, der zuerst an die Box geht. Das war der Finne, doch auch bei Red Bull stellte sich in Monte Carlo heraus, dass genau das Gegenteil funktionierte – der Overcut. Vettel war zudem bei seinen Runden zu dieser Zeit halt einfach auch bedeutend schneller unterwegs.

Die Miene von Kimi Räikkönen sagte zwar Stallregie, die Zeiten sprachen aber eine andere Sprache. In Kanada wäre es bald wieder zum Duell der beiden Roten gekommen, doch Bremsprobleme zwangen den Finnen dazu, zurückzustecken. Speed hat der Ex-Weltmeister von 2007 auf jeden Fall in den letzten Rennen gefunden, ob er sich im Sommer allerdings mit der Rolle des Wasserträgers zufriedengeben wird, sei dahingestellt.

Räikkönen ist zwar intern die Nummer 2, doch anders als bei den Rivalen von Mercedes ist dies nicht so glasklar – die Lage ist bei Silber deutlich einfacher. Dabei können es am Ende genau diese beiden Piloten sein, die dem jeweiligen WM-Konkurrenten die entscheidenden Punkte wegnehmen.