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Reform in der deutschen Sportförderung

Zukünftig sind die Erfolgsaussichten entscheidend für die Höhe der Förderung

Der Abstand zur Weltspitze ist im deutschen Sport in einigen Disziplinen erschreckend groß geworden. Vor allem in der Leichtathletik und im Schwimmen enttäuschten die deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio. Die guten Leistungen im Kanu-Rennsport, im Schießen sowie in den Mannschaftssportarten konnten das Gesamtergebnis allerdings etwas aufhübschen. In der Endabrechnung gab es in Rio 42 Medaillen, was Platz fünf im Medaillenspiegel bedeutet. Doch vergleicht man dieses Ergebnis mit den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, so haben sich die Medaillen von 82 auf 42 fast halbiert. Auf Grund dieser Entwicklung wird nun die Sportförderung überarbeitet. Kurz zusammengefasst bedeutet dies: weg vom „Gießkannenprinzip“ und gezieltere Förderung für gute Leistungen und Medaillenchancen.

Medaillenchancen als Basis für Förderung

Bei der Höhe der Förderung soll nach den neuen Planungen nicht mehr nur auf die Erfolge der Vergangenheit abgestellt werden, sondern vielmehr zählen zukünftige Medaillenchancen. Dazu sollen die Zentralisierung forciert und die Stützpunkte reduziert werden. Selbst mehr Geld als die bisherigen 160 Millionen Euro jährlich stehen zur Debatte. Experten sollen nun die 130 Disziplingruppen aus Sommer- und Wintersport auf Medaillentauglichkeit durchleuchten. Diese Pläne stellte Bundesinnenminister Thomas de Maizière gestern im Sportausschuss des Bundestags vor.

Dass die Förderung grundlegend überarbeitet werden muss, gilt unter Experten als unumstritten. Allerdings lauern in den neuen Plänen auch Gefahren. Einigen Sportarten droht durch mangelnde Erfolgschancen die komplette Streichung der Fördermittel. Darüber hinaus droht durch den erhöhten Leistungsdruck eine höhere Bereitschaft für Doping. Des Weiteren können auch Sportler durch das Raster fallen, die erst spät in Ihrer Karriere große Erfolge feiern. Nach eigenen Aussagen wäre dies beispielsweise auch Kanu-Olympiasieger Max Hoff betroffen. Ob das neue System ein weiteres Abrutschen des deutschen Leistungssports verhindern und eventuell sogar wieder an erfolgreichere Zeiten angeknüpft werden kann, wird die Zukunft zeigen. Die Reform wird aller Voraussicht nach ab 2019 greifen. Den Olympia-Sieg von Max Hoff gibt es schon jetzt hier im Video.

Autor: Michael Knüppel
Bildquelle: GettyImages