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Der Adler fliegt noch einmal auf großer Bühne

Eddie The Eagle - das personifizierte olympische Motto

Keiner verkörpert den olympischen Gedanken mehr als Eddie The Eagle. Zunächst versuchte sich Michael Edwards, so heißt er mit bürgerlichem Namen, erfolglos im Judo, Volleyball und beim Pferdesport. Eine Fernsehübertragung der Vierschanzentournee in der Saison 1985/86 war Eddys Auslöser zum Skispringen umzusatteln. Zu dieser Zeit war kein Brite im Skispringen aktiv. Seine Chance auf eine Olympia-Teilnahme war zum Greifen nah. In Gloucester im Süden Englands brachte er sich das Springen selber bei und nahm im darauffolgenden Winter zum ersten Mal an Weltcups teil. Im Frühjahr kommt seine Geschichte in die Kinos.

Spaßvogel unter den Skiprung-Ikonen

Wer in den Achtzigern das Skispringen verfolgte, sah nicht nur die spannenden Duelle zwischen Matti Nykänen und Jens Weißflog, sondern ergötzte sich auch an den kläglichen Versuchen des Paradiesvogels Eddie The Eagle. Der Mann mit der dauerbeschlagenen, dicken Brille genoss bei den Fans längst Kultstatus. Auch wenn ihn viele belächelten. Er war halt anders, das war ihm immer klar. Doch er nahm es mit der nötigen Portion Humor und Gelassenheit. „Die waren immer ernst, ich habe ständig gelacht. Die waren ausgehungert, ich ganz gut genährt. Die waren Profis, ich war totaler Amateur. Für mich war es schon eine Goldmedaille, überhaupt dabei sein zu dürfen. Ich wollte ein bisschen Lockerheit in einen Sport bringen, der immer so wahnsinnig steif und ernsthaft gehandhabt wird.“

Sein Markenzeichen war seine Brille. Jeder Skisprungfan aus den 80ern kann sich wahrscheinlich heute noch daran erinnern, wie er kurz vor seinem Sprung die Gläser putzen musste. „Mein größtes Problem beim Skispringen war ja diese bescheuerte Brille, die immer beschlagen hat, weswegen ich meinen Kopf sehr hoch heben musste. Heute wäre ich ein viel besserer Skispringer.“ Als Teenager bei einem Schulausflug in England Skifahren gelernt, liebte er vor allem den Slalom. Vor seiner Sprungkarriere nahm er auch für das britische Nationalteam an internationalen Rennen teil.

Doch der Spaß wurde ihm auf Dauer zu teuer. Er wechselte zum Skispringen. „Weil die Ausrüstung billiger war. Zumindest die gebrauchte, die ich gekauft habe. Und von einer Schanze zu springen, war deutlich günstiger, als einen Skipass zu kaufen. Ich hatte ja nie besonders viel Geld. Ich bin dann immer zu irgendwelchen Schanzen in Europa gereist, habe im Auto oder im Zelt oder in Kuhställen und einmal sogar in einem finnischen Irrenhaus geschlafen. Das kam erheblich günstiger als Alpinski.“

Großer Kindheitstraum Olympia

Wenn Eddie von den Olympischen Spielen redet, kommt er ins Schwärmen. „Vor allem die Schlussfeier war ein Wahnsinn, der damalige Chef des Organisationskomitees redete sogar von mir und plötzlich riefen Tausende Eddie! Eddie! Das war unglaublich. Genauso wie der Wettbewerb von der großen Schanze mit fast 90.000 Zuschauern. Und immer wieder kamen die Eddie Eddie-Sprechchöre.“ Natürlich gab es damals auch eine Hand voll Sportler, die ihn nicht akzeptierten, aber der Großteil fand ihn super. Denn die Aufmerksamkeit galt nicht nur ihm, sondern auch der Sportart Skispringen. Eddie war ein Star. Zwar kein Champion, aber eine prominente Persönlichkeit, der die Massen zujubelten. Das würde heute keiner mehr machen. Oder kennen Sie Marti Nomme, Radik Zhaparov oder Kevin Bickner? Allesamt Springer, die derzeit, wie einst wie Eddie von Woche zu Woche zu den Schanzen reisen und doch immer nur die letzten Plätze belegen. In der jetzigen Zeit geht es Eddie zu sehr ums Gewinnen. Keiner interessiert sich noch für die Springer jenseits der Top 30.

Für Eddie war es immer egal, ob man die Nummer eins oder die Nummer 10.000 in der Welt ist – wenn man der beste Athlet eines Landes ist, nimmt man an Olympia teil – so sein Credo. „Heute geht es fast nur noch ums Gewinnen um jeden Preis, um Kommerz, um Professionalität. Die alte olympische Idee, Leute aus aller Welt zusammenzubringen, wird allmählich beerdigt. Gleichzeitig wächst der Druck auf Athleten, unbedingt gewinnen zu müssen, derart, dass man sich nicht über die zunehmenden Dopingskandale wundern darf.“

Dass Skispringen Spaß machen soll, versucht der ehemalige Weltklasse-Springer Andi Godberger den Kindern näher zu bringen. Der Österreicher veranstaltet seit Jahren Schnupperkurse für Jungen und Mädchen. Von ihm können sie richtig was lernen:

weiter im zweiten Teil