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28.06.1958 - Deutschland und Frankreich liefern Spektakel im „Kleinen Finale“

+++ 9 Tore begeistern die Zuschauer – 4 Mal Fontaine +++

Noch einmal müssen die Deutschen ins Ullevi-Stadion, das diesmal nur halbvoll ist. Für ein kleines Finale wird es erstaunlich emotional und liefert vielerlei Anlass zur Aufregung. Und das schon sehr früh zum ersten Mal: Cieslarczyks Tor wird in der 5. Minute aberkannt, angeblich hat Kelbassa den Torwart behindert. Erste Nahrung für grassierende Verschwörungstheorien, die die Nominierung eines argentinischen Schiedsrichters schon vor dem Spiel aufkommen lassen. Deutschland hat Argentinien schließlich in der Vorrunde geschlagen. Auch paar Minuten später eine weitere strittige Szene: Fontaine steht bei seinem ersten Treffer sehr abseitsverdächtig zum Tor.

Auch der zweite Gegentreffer fällt nach einer umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidung: Strafstoß für Frankreich. Helmut Rahn schrieb später in seinen Memoiren: "Da ahnte ich bereits, dass uns das Glück auch in diesem Kampf nicht hold sein würde." Der Elfmeter ist ein Fall für Raymond Kopa, Kwiatkowski ahnt die Ecke und kommt doch nicht ran (27.). Am 1:3 ist der Dortmunder dann erstmals mitschuldig, seine Faustabwehr nach eine Ecke gerät zu kurz und zu zentral, der Ball kommt sofort in den Strafraum zurück und Fontaine trifft aus der Drehung (36.). Mit 1:3 geht es in die Kabinen.

Doch nicht Tore oder Nicht-Tore sorgen für DEN Skandal des Abends: Nachdem Kopa gegen Wewers zu stark aufgespielt hat, bekommt er nach der Pause mit Szymaniak einen neuen Bewacher. Die beiden beharken sich einige Male, dann geht der Franzose zu Boden. Szymaniak will sich entschuldigen, Kopa schlägt allerdings aus und rammt ihm stattdessen das Knie in den Rücken. Doch Brozzi hat nichts gesehen und auch keiner der Assistenten. Italiens Weltmeistertrainer von 1934 und 1938, Vittorio Pozzi sagte danach zu dem Vorfall: "Kopas Verstoß war das Böseste, was ich bei diesem WM-Turnier gesehen habe!"

Obwohl sich Just Fontaines Torgefährlichkeit allmählich rumgesprochen haben müsste, kommt der Franzose noch zu zwei denkbar leichten Toren. In der Kabine muss Kwiatkowski nach sechs Gegentoren am meisten aufgebaut werden. Acht hatte er schon 1954 gegen die Ungarn bekommen, er fühlt sich wie ein Opferlamm. Und so geht er zu Herberger und wünscht sich mit heiligem Ernst: "Herr Herberger, bitte stellen Sie mich nie wieder auf!" Auch Fritz Walter erklärte nach diesem Turnier seinen Rücktritt.

Statistik:

Deutschland: Kwiatkowski, Stollenwerk, Erhardt, Wewers, Schnellinger, Szymaniak, Rahn, Sturm, Kelbassa, Schäfer, Cieslarczyk

Frankreich: Abbes, Kaelbel, Lerond, Penverne, Lafont, Marcel, Wisnieski, Douis, Kopa, Fontaine, Vincent

Schiedsrichter: Brozzi (Argentinien)