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Eliud Kipchoge: Kenianer verschiebt die Marathon-Grenzen

Kenianer läuft als erster Mensch einen Marathon unter zwei Stunden – wenn auch unter irregulären Wettkampfbedingungen.

Dieser Lauf geht in die Geschichte ein! Eliud Kipchoge lief als erster Mensch einen Marathon unter zwei Stunden. Der Kenianer legte die 42,195 Kilometer im Wiener Prater in 1:59:40,2 Stunden zurück. Als offizieller Weltrekord wird sein Lauf allerdings nicht anerkannt, da er unter „Laborbedingungen“ und mit Unterstützung etlicher Tempomacher zustande kam.

Erster Versuch auf Rennstrecke scheiterte

Auf den letzten Metern zog Kipchoge noch mal einen Spurt an, ließ seine eigenen Tempomacher wie Hobbyläufer stehen und winkte fröhlich in die Zuschauermenge. Im Ziel reckte er die Arme zum Triumph nach oben und fiel freudestrahlend seiner Frau Grace in die Arme.

„Ich bin der glücklichste Mensch. Ich habe gezeigt, dass es kein Limit gibt, wenn man nur will“, sagte Kipchoge bei Eurosport.

Tatsächlich hat der 34-Jährige mit seiner Marathon-Zeit eine Schallmauer durchbrochen. Noch nie gelang es einem Athleten, die 42,195 unter zwei Stunden zu bewältigen. Wenn einer bislang nah dran war, dann war es Kipchoge selbst. Schon 2017 startete der Olympiasieger von Rio einen Rekordversuch und verfehlte die Marke auf der Formel-1-Strecke von Monza in 2:00:25 Stunden nur knapp.

Sponsor „Ineos“ investiert Millionen

Schon damals fand das Rennen unter irregulären Wettkampfbedingungen statt. Auch beim zweiten Anlauf in Österreich wurde nichts dem Zufall überlassen. Der Sponsor und Veranstalter „Ineos“, ein umstrittener britischer Chemiekonzern unter der Regie des Milliardärs Jim Ratcliffe , soll in das Vorhaben einen zweistelligen Millionenbetrag investiert haben, um die besten Bedingungen zu schaffen.

Der Rundkurs im Wiener Prater wurde extra asphaltiert, der Termin für den Lauf so exakt wie möglich auf die Wetterbedingungen abgestimmt. Während des Rennens unterstützten 41 wechselnde Tempomacher, darunter Weltmeister und aktuelle Olympiasieger wie Matthew Centrowitz, Bernard Lagat und Paul Chelimo (alle USA) und die norwegischen Newcomer Henrik, Jakob und Filip Ingebrigtsen, den Rekord-Mann und gaben ihm Windschatten.

Vor der Gruppe fuhr ein Begleitfahrzeug, das mit einer virtuellen grünen Linie die Weltrekord-Marke anzeigte. Zudem wurden die Läufer zu jedem Zeitpunkt überall entlang der Strecke verpflegt. Zudem sollte eine kleine Steilkurve an beiden Wendepunkten den Läufer 13 Sekunden schneller machen. Alles Hilfsmittel, die nach den Regularien des internationalen Leichtathletikverbandes (IAAF) verboten sind und die einen offiziellen Weltrekord von vornherein ausschlossen.

Selbst Radfahrer können kaum folgen

Kipchoge, der ohnehin den offiziellen Weltrekord von 2:01:30 Stunden (aufgestellt am 16. September 2018 in Berlin) hält, machte seine eigenen Spielregeln und verglich seine Mission mit der Mondlandung. Dafür trainierte der Kenianer wie ein Besessener. Über 220 Trainingskilometer legte der Ausnahmeathlet pro Woche zurück. Durch das Training in den Höhenlagen von Kenia produziert sein Körper mehr rote Blutkörperchen und hat damit auf den flacheren Strecken in Europa mehr zuzusetzen. Auch seine besondere Schritttechnik und eine neue Generation von Laufschuhen sorgten für noch mehr Power.

Und Kipchoge lieferte: Der Rekordmann und seine Helfer gingen in Wien morgens um 8.15 Uhr auf den 9,2-Kilometer-Rundkurs und spulten jeden der 42 Kilometer wie ein Schweizer Uhrwerk in 2:51 Minuten ab. Am Streckenrand versuchten Hobbyläufer vergeblich, auch nur ein paar Meter mit dem Ausnahmeathleten mitzuhalten. Selbst Radfahrer hatten es schwer, das Tempo mitzugehen. Kipchoge zeigte währenddessen im Gesicht kaum eine Regung und keine Anzeichen von Müdigkeit. Auch nicht auf den letzten Kilometern, als seine „Tempohasen“ auf die Zähne bissen.

Die letzten Meter bis ins Ziel sprintete Kipchoge mit einer Leichtigkeit, die einem fast schon unheimlich war. „Das war der beste Moment in meinem Leben, als nur noch wenige hundert Meter zu laufen waren und es Zeit war, Geschichte zu schreiben“, sagte der Kenianer und wiederholte seine Botschaft:

„Es geht darum, Menschen zu sagen, dass Grenzen nur in ihren Gedanken existieren. Ich versuche, diese Sperre aus ihren Köpfen zu verbannen. Kein Mensch hat Grenzen.“