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Hilfe, die Briten kommen!

+++ Darum sind Wintersportler von der Insel längst keine Außenseiter mehr +++

Denkt man an Olympische Winterspiele und britische Starter, fällt einem sofort Eddie the Eagle ein. Michael Edwards nahm als erster britischer Skispringer an den Winterspielen 1988 in Calgary teil. Der Engländer mit den dicken Brillengläsern belegte auf der Normal- und Großschanze abgeschlagen den letzten Platz. Trotzdem erlangte Eddie durch seine Rolle als Underdog und seine humorvolle Art schnell Kultstatus.

Briten als Exoten der Winterspiele? Diese Zeiten sind längst vorbei. Wintersportler aus dem Vereinigten Königreich fühlen sich heute auf den Skipisten und im Eiskanal fast wie zu Hause. Bei den Spielen in Südkorea gehen 59 Athleten von der Insel in elf von 15 Sportarten an den Start. So viele wie noch nie. Vier Jahre zuvor waren es in Sotschi 56 Teilnehmer, die immerhin vier Medaillen (1x Gold, 1x Silber, 2x Bronze) gewannen.

Junge Briten punkten in jungen Sportarten

Eine beachtliche Bilanz für ein Land, in dem die Wintermonate häufig zu warm und das Terrain viel zu flach ist. Die höchsten Skigebiete in den schottischen Highlands liegen auf 1200 Metern. Wintersport war auf der Insel nie richtig angesagt. Die, die es sich leisten konnten, reisten zum Urlaub in die Schweizer oder französischen Alpen. Trotzdem wurden es im Laufe der Zeit immer mehr. Gerade die jüngere Generation der Briten fährt gerne Ski. Und aus der wuchs eine kleine, aber feine Gruppe von Winter-Sportlern heran.

Vor allem in den noch relativ jungen olympischen Sportarten wie Curling oder Skeleton gehören die Briten zur Weltspitze. Auch die Shorttracker und Snowboarder sind Medaillenkandidaten. Snowboarderin Katie Ormerod (20) könnte bei Olympia in der neuen Disziplin „big air“ Gold gewinnen. Katie Summerhayes (22) ist die britische Medaillen-Hoffnung im Hindernisparcours Slopestyle. Selbst im alpinen Slalom, der Domäne gestandener Skisport-Nationen wie Österreich, der Schweiz oder Norwegen gibt es plötzlich mit Dave Ryding einen britischen Anwärter auf das Podest.

Minimal-Ziel sind fünf Medaillen

„Ich bin zuversichtlich, dass es unsere erfolgreichsten Olympischen Winterspiele werden. Wir haben fünf bis sieben Athleten mit Medaillen-Chancen“, prophezeite der Chef der britischen Skifahrer und Snowboarder, Dan Hunt. Der führte schon die Bahnrad-Sportlerinnen seines Landes zu Olympia-Gold.

Die Erfolge englischer Wintersportler sind kein Zufall: Versuchten sich anfangs einige Quereinsteiger wie die Skeletonfahrerin Shelley Rudman (36) als Pioniere, hat der Wintersport in Great Britain mittlerweile System: Durch die enorme staatliche Förderung von Sommersportlern für die Heimspiele 2012 in London erhielten auch die Wintersportler einen Schub. Die britische Sportbehörde UK Sport legte diverse Förderprogramme für Talente auf, aus der später unter anderem die Olympiasiegerin im Skeleton Lizzy Yarnold hervorging.

Mit der Entwicklung wachsen auch die Ansprüche. Die britische Sportbehörde hat als Ziel für Pyeongchang fünf Medaillen ausgegeben. Im besten Fall sollen die Briten zehnmal Edelmetall aus den Bergen von Südkorea mitbringen. Kein Wunder, dass Mike Hay, Chef de Mission des britischen Olympia-Teams, jüngst selbstbewusst verkündete: „Wir schicken nicht nur das größte Team ins Rennen, sondern auch wahrscheinlich das talentierteste. Legt man die Top-Resultate der letzten zwei Jahre zugrunde, haben wir das Potenzial, mit dieser Gruppe von Athleten auf breiter Bahn Erfolg zu haben und erneut Geschichte zu schreiben.“