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Kicken wie die "FIFA"-Stars

So wirst Du Profi-Gamer!
Wenn Benedikt „SaLzOr“ Saltzer auf Torejagd geht, können Messi, Ronaldo und Co. einpacken! Der 24-Jährige gehört zu Deutschlands besten Kickern an der Spielekonsole. Der eSportler ist vierfacher Deutscher Meister der Fußball-Simulation „FIFA“ und steht bei Bundesligist VfL Wolfsburg unter Vertrag. Im Interview mit sportsupreme.de spricht der Lehramts-Student aus Hessen über seine Leidenschaft für Video-Spiele, das neue „FIFA 17“ und verrät, wie man Profi-Gamer wird.

Benedikt, ab Ende September steht „FIFA 17“ beim Händler. Hast Du die neueste Version des Spiele-Klassikers von Electronic Arts schon angespielt?

Klar, wir hatten im Vorfeld einige Auftakt-Veranstaltungen, bei denen wir das Spiel antesten durften. Vor Kurzem wurde ich in die FIFA-Zentrale nach Zürich eingeladen, wo ich gegen den Weltmeister ein kleines Test-Match absolvierte. Leider verlor ich knapp mit 0:1. Aber „FIFA 17“ macht schon jetzt extrem viel Laune.

Zum Test-Match in FIFA 17 verlor Benedikt Saltzer (l.) gegen Weltmeister Mohamad Al-Bacha aus Dänemark mit 0:1.

Was hat sich zur Vorgänger-Version verändert?

Das Spiel ist etwas langsamer geworden. Dadurch kommt es noch mehr auf Spielkontrolle und Taktik an. Außerdem wurden die Tricks erschwert. Dafür gibt es noch mehr Varianten bei Ecken und Freistößen. Das kommt mir entgegen. Bei „FIFA“ 2015 und 2016 hatte ich im Vorfeld meine Zweifel. Die diesjährige Version hat mich auf Anhieb überzeugt.

Wie lernst Du das neue Spiel kennen?

Zu Beginn teste ich verschiedene Vereine. Um wettbewerbsfähig zu sein, benutze ich die besten Teams, darunter Real Madrid und den FC Barcelona. Danach probiere ich verschiedene Aufstellungen und Taktiken aus. Später geht es an die Feinabstimmung wie Pass-Spiel, Laufwege und individuelle Anweisungen.

Klingt aufwendig. Wie viel Zeit opferst Du für eSport?

Wenn das neue „FIFA“ auf den Markt kommt, nutze ich jede freie Minute und spiele die ersten zwei, drei Wochen durch. Es bleiben nur wenige Tage, bis die ersten Runden um die Deutsche Meisterschaft starten. In der Saison trainiere ich zwei, drei Stunden täglich, um mein Niveau zu halten. Hinzu kommen wöchentliche Turniere, über die man sich für die Endrunden qualifizieren kann. Mittlerweile gibt es weltweit vier, fünf große Wettbewerbe. Die wichtigste ist der FIFA Interactive World Cup, der in diesem Jahr in New York stattfand.

Wow! Wie lief diese „FIFA“-WM ab?

Ich war als eSportler schon in Las Vegas, England und der Schweiz. New York toppte alles! Ich kam unter 32 Teilnehmern bis in die Top 8. Das Finale fand im berühmten Apollo Theater statt – eine krasse Atmosphäre. Die WM-Trophäe wurde vom spanischen Welt- und Europameister David Villa, der für den New York FC spielt, übergeben. Das sagt alles über den Stellenwert von eSport.

Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?

Deutsche Spieler sind im Ausland sehr erfolgreich. Hierzulande hinkt die Entwicklung aber fünf bis zehn Jahre hinterher. In Amerika oder Asien werden eSport-Shows im Fernsehen gezeigt und Games selbst in der Schule unterrichtet. In Deutschland geht es aber voran. Durch den Einstieg von Bundesliga-Klubs wie dem VfL Wolfsburg wird sich eSport rasant entwickeln und auch in der breiten Bevölkerung anerkannt werden. Die Leute sind fasziniert davon, dass man sich in Computerspielen messen kann.

Wann wurde bei Dir die Faszination für Fußball-Simulationen geweckt?

Ich war von klein auf vom Computerspielen begeistert. Da ich seit meinem vierten Lebensjahr selbst Fußball spiele, kam die Verbindung zu „FIFA“ zustande. Als die Internetverbindungen schneller wurden, fing ich an, online zu spielen. Weil ich ständig gewann, hatten meine Kumpels irgendwann keine Lust mehr, gegen mich zu spielen. Also meldete ich mich bei der Electronic Sports League (ESL), der größten elektronischen Liga in Deutschland und Europa, an.

Der nächste Karriere-Schritt in Deiner „Fußballer“-Laufbahn…

Nach zwei, drei Monaten stieß ich in die Top 10 vor. Als ich 15 war, fragte die erste eSport-Mannschaft bei mir an. Wir wurden auf Anhieb Deutscher Meister. Später wurde der Team-Wettbewerb abgeschafft. Seitdem ist jeder Einzelkämpfer. Die Konkurrenz ist riesig. Jedes Jahr starten Newcomer mit der neuen Version von „FIFA“ durch. Die Kunst ist, sich auf hohem Level zu halten.

Du hältst Dich seit sechs, sieben Jahren in den deutschen Top 8. Ein Grund, warum Dich Bundesligist VfL Wolfsburg unter Vertrag nahm?

Nach meinem vierten Deutschen Meistertitel kam der Verein 2015 auf mich zu. Das war ein Riesen-Schritt, weil meine Person viel stärker in den Fokus der Medien rückte. Durch die Unterstützung kann ich mich voll auf den eSport konzentrieren und ein Stück weit mein Lehramts-Studium finanzieren.

Benedikt Saltzer steht seit 2015 bei Bundesligist VfL Wolfsburg unter Vertrag.

Kannst Du vom professionellen Videospielen leben?

Nein, momentan ist es ein sehr angenehmer Nebenjob. Da ich noch zu Hause wohne, kann ich mich wirklich nicht beschweren. Außerdem locken immer höhere Preisgelder. Bei großen Turnieren gibt es zwischen 10 000 bis 20 000 Euro zu gewinnen. Electronic Arts hat gerade eine neue Turnier-Serie mit einem Gesamt-Preisgeld von 1,3 Millionen Euro gestartet.

Zeit, jetzt eine eSport-Laufbahn zu starten! Was sollten „FIFA“-Einsteiger beachten?

Wer es probieren will, meldet sich online bei einem der zahlreichen Turniere der ESL oder der Virtuellen Bundesliga an. Wer da über einen längeren Zeitraum gut spielt und ein paar Tagesturniere gewinnt, kann das Interesse der Profis wecken.

Dein Erfolgsgeheimnis?

Wichtig sind Konzentration und Disziplin über einen langen Zeitraum. Wie oft habe ich gegen Trainings-Partner zehn, zwölf Spiele in Folge verloren. Ich hätte am liebsten meinen Controller in die Ecke geworfen. Du musst dranbleiben und weiterspielen. Irgendwann kehrt das Glück zurück. eSport macht Riesen-Spaß, ist aber harte Arbeit.