Fire

Die Zukunft der Formel 1 in Deutschland

2017 pausiert die Königsklasse in Deutschland

Letztes Jahr wurde Nico Rosberg im Mercedes Weltmeister, das Team kämpft auch 2017 um die WM-Krone. Hauptkonkurrent ist Ferrari mit einem weiteren deutschen Piloten am Lenkrad – Sebastian Vettel hat sein Ziel auf seinen fünften WM-Titel in diesem Jahr gerichtet.

Der Blick auf den Formel 1-Kalender der diesjährigen Saison fällt da hingegen aus deutscher Sicht deutlich betrübter aus. Mercedes gegen Vettel, im Vorjahr zudem ein nationaler Titelträger – dennoch findet in der Automobilnation Nummer eins in diesem Jahr kein deutscher Grand Prix statt.

Das liebe Geld – Traditionsrennstrecken haben einen schweren Stand

Es gab Zeiten, als die Formel 1 in Deutschland mehr als salonfähig war. Zuletzt Mitte der 90er Jahre, hier trat man in der Eifel beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring an und im gleichen Jahr zum Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring. Doch diese Zeiten sind lange vorbei.

Seit 2007 wechselten sich die beiden Traditionsrennstrecken mit der Austragung des deutschen Grand Prix ab, doch 2015 wurde dieser Turnus gebrochen. Der Nürburgring konnte und wollte die Antrittsgage der Königsklasse nicht mehr aufbringen. Mal abgesehen vom Finanzchaos, was in den letzten Jahren rund um die Grüne Hölle in der Eifel ablief, war die Formel 1 noch nie ein Kassenschlager in der Neuzeit.

Man konnte froh sein, wenn sich die Verluste in Grenzen hielten. In Hockenheim war das nicht anders, so dass man auch nicht einfach einspringen konnte und 2017 einen deutschen WM-Lauf austragen. Das finanzielle Risiko war einfach zu groß.

Immerhin, für 2018 hat der Hockenheimring einen gültigen Vertrag, im nächsten Jahr werden insgesamt 21 Rennen ausgetragen, neben Deutschland kehrt auch Frankreich in den Kalender zurück.

Hoffnung Liberty Media – Europa als Kernmarkt

Unter dem mittlerweile ehemaligen Formel 1-Zampano Bernie Ecclestone hatten es zuletzt alle Traditionskurse schwer, die Formel 1 zu halten. Selbst um die Zukunft des Großen Preises von Italien wurde schon gemunkelt, dass er auf der Kippe stehe.

Mit den neuen Chefs der Königsklasse von Liberty Media besteht aber nun wieder Hoffnung für die Tradition und somit auch für einen Großen Preis von Deutschland. Man will die Europarennen stärken und sieht hier den Kernmarkt. Das Erlösmodell soll verändert werden, damit die Streckenbetreiber künftig mehr entlastet sind.

Nur eine langfristige Änderung kann hier für die regelmäßige Rückkehr eines GP Deutschland sorgen. Zudem muss an den Eintrittspreisen und am Erlebnis Formel 1 gearbeitet werden – hier sind die neuen Eigentümer von Liberty Media schon einmal auf dem richtigen Weg.

Formel 1 in Deutschland – Hockenheim, Nürburgring oder ganz woanders?

Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur gab der neue Formel 1-Boss Chase Carey zu verstehen: „Wir schauen uns auch nach anderen Optionen um“ – bezogen auf die künftige Heimat des Deutschland-Grand Prix.

Ein deutscher Formel 1-Lauf nicht auf dem Hockenheimring oder dem Nürburgring? Wie wahrscheinlich ist das? Aktuell muss man sagen – kaum. Nur die Grand Prix Kurse in der Eifel und das badische Motodrom haben den aktuellen FIA-Standard, die eine Rennstrecke für die Austragung benötigt. Man müsste also an anderer Stelle zuerst investieren, aber woher soll die Finanzspritze kommen?

Auch die Alternativen sind auf den zweiten Blick nicht wirklich vorhanden. Die Rennstrecken von Oschersleben und der Sachsenring wären noch theoretische Möglichkeiten, in der Praxis sind aber beide wohl kaum F1-tauglich. Vor allem in Sachen Infrastruktur müsste man kräftig aufrüsten, das ist für das aktuelle Zuschussgeschäft Formel 1 kaum absehbar. Lediglich der Lausitzring hat zumindest das Umfeld, wo die Formel 1 funktionieren könnte. Doch auch ein Carey ist ein Geschäftsmann, so dient solch eine Aussage wohl auch dazu, ein wenig Druck auf die künftigen Verhandlungspartner auszuüben.

Auf Dauer ist der Verbleib in Hockenheim der sinnvollste und wahrscheinlichste. Die finanzielle Lage rund um den Nürburgring bleibt undurchsichtig und seit sich die Königsklasse im Jahr 1976 von der Nordschleife verabschiedet hatte, spielen die Formel 1-Stars hier nur eine untergeordnete Rolle, der Grand Prix hat danach nie wieder die Massen auf Dauer bewegen können.

Die Königsklasse war und ist in Hockenheim gut aufgehoben, umso trauriger ist es, dass in diesem Jahr erneut die deutschen Piloten keinen Heim-Grand Prix austragen können. Man kann nur hoffen, dass sich dies ab 2018 wieder dauerhaft ändert – auch wenn dazu die Hilfe der US-Amerikaner von Liberty Media notwendig sein wird.