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Das Fahrerkarussell dreht sich

Mercedes entscheidet sich für Valtteri Bottas

Man hatte das begehrteste Formel1-Cockpit auf dem Markt – dennoch war die Suche nach einem Nachfolger für den 2016er F1-Weltmeister Nico Rosberg kein leichtes Unterfangen. Einen unerfahrenen Piloten wollte man nicht an der Seite von Lewis Hamilton beim Kampf um die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft an Bord haben – letztlich gab das den Ausschlag gegen den jungen Deutschen Pascal Wehrlein. Immer mehr kristallisierte sich daher in den letzten Wochen Williams-Pilot Valtteri Bottas heraus, was Mercedes nun offiziell bestätigte.

Valtteri Bottas – kühler Finne

Der 27-Jährige Bottas ist seit 2013 Teil des Formel 1-Feldes, immer im Cockpit vom Traditionsrennstall Williams. Er konnte ab seinem zweiten Jahr in der Königsklasse immer mal wieder mit Podiumsplatzierungen auf sich aufmerksam machen. Insgesamt 9 Mal stand er auf dem Podest in seinen vier F1-Jahren. Erfahrung bringt er daher genug mit und auch die Schnelligkeit ist vorhanden, auch wenn er sich im letzten Jahr schwer tat, gegen Teamkollege Massa auf Dauer zu bestehen.

Daher kann man von ihm nicht erwarten, auf einem Level wie Lewis Hamilton unterwegs zu sein, das wird zumindest teamintern für etwas mehr Ruhe sorgen. Die Frage wird sein, wie stark ist die Nummer 2 bei Mercedes jetzt, diese Rolle gab es im Duell Rosberg gegen Hamilton zuletzt gar nicht. Mercedes braucht zwei starke Piloten beim Kampf um WM-Punkte vor allem gegen Red Bull und gegen Ferrari, das traut man Bottas zu.

Der Finne stieg 2006 vom Kartsport in die unteren Formelklassen auf und konnte früh in der Formel Renault Meisterehren erringen. Er konnte 2010 das Formel3-Masters im niederländischen Zandvoort für sich entscheiden und konnte vor allem mit dem Meistertitel 2011 in der GP3 auf sich aufmerksam machen, der Türöffner zur Formel1, wo er als Testfahrer begann und schließlich in ein Stammcockpit befördert wurde

Der Rücktritt Rosbergs befördert Bottas nun auf ein ganz anderes Level, mit den Möglichkeiten hier steigt natürlich auch der Druck, entsprechende Resultate abzuliefern. Die Fußstapfen des Nico Rosberg im Silberpfeil sind enorm, 2017 wird zeigen, inwieweit sie Bottas füllen kann. Über die Vetragsdauer des Finnen hüllt sich Mercedes in Schweigen, gemunkelt wird von einem Einjahresvertrag mit Option - der 27-Jährige muss also sofort Leistung bringen.

Pascal Wehrlein – Junior schaut in die Röhre und wechselt zu Sauber

Lange und berechtigterweise durfte sich Pascal Wehrlein Hoffnung auf das Mercedes-Cockpit machen. Dass die Stuttgarter den Platz an der Formel1-Weltspitze ihrem eigenen Junioren noch nicht zutrauen, lässt tief blicken

Das Vertrauen ins eigene Juniorenprogramm stärkt man auf diese Weise kaum, gerade in solch einer Situation hätte sich die seltene Möglichkeit einer schnellen Beförderung ergeben. Doch man will hier keinerlei Risiko gehen, schade für Wehrlein, dem damit eine große Chance verwehrt bleibt. Das Trostpflaster für den deutschen Nachwuchsmann heißt jetzt Sauber. Beim Rennstall aus der Schweiz bekommt er 2017 eine Chance, die Aussicht auf ein Top-Cockpit ist aber bis auf weiteres erstmal dahin.

Hilfreich waren für den jungen Deutschen in diesem Zusammenhang sicher auch nicht die Testfahrten beim Team von Force India 2016. Der Ausschlag dafür, dass Esteban Ocon hier das Cockpit für 2017 erhielt waren vor allem zwischenmenschliche Gründe, Förderer Mercedes wird genau hingehört haben. Unruhe im Team hatte man in den letzten Jahren genug, Bottas wird hier eher ein Ruhepol sei. Nur auf der Rennstrecke, da muss der Finne 2017 schnell liefern.

Felipe Massa zurück in der Formel 1 – Bottas-Wechsel sorgt für Stühlerücken

Mercedes musste einiges tun, um Bottas vom Williams-Team loszueisen. Die Meldung, dass der technische Direktor von Mercedes, Paddy Lowe, die Mannschaft verlässt, passte da nur ins Bild. Für Lowe beginnt nun eine Zeit der Dienstfreistellung, wie es in der Königsklasse des Motorsports üblich ist, danach wird jedoch erwartet, dass er Williams verstärken wird.

Um einen erfahrenen Piloten am Start zu haben, hat man sich bei den Briten jetzt entschieden, den Brasilianer Felipe Masse aus dem gerade erst angetretenen Ruhestand zurück zu holen. Der hatte in Sachen Cockpitbesetzung ursprünglich gegen Bottas das Nachsehen und hatte schon mit der Königsklasse abgeschlossen. Doch in diesen Formel1-Tagen kommt unverhofft häufiger als man denkt.