News

Das britische Tennis-Märchen aus Wimbledon

Wie eine Zahnärztin die Karriere von Marcus Willis rettete

Normalerweise versammelt sich bei Grand Slams die Tennis-Weltelite. 128 Spieler treten in der ersten Runde an, um nach zwei Wochen ihren Champion zu küren. Etwas aus der Reihe fällt da Marcus Willis. Der 25-Jährige steht an Position 772 der Weltrangliste und steht nun sogar schon in Runde 2! Der Brite hat zuvor nicht ein Spiel auf der ATP-Tour bestritten und sich durch zwei Qualifikationen ins Hauptfeld des bedeutendsten Tennisturniers der Welt gespielt. Als wenn das nicht schon Erfolg genug wäre, schlug der Linkshänder in seinem Hauptrunden-Match den an 54. der Weltrangliste platzierten Ricardas Berankis aus Litauen - eindeutig mit 6:3, 6:3, 6:4.

Als Belohnung trifft er nun auf Rekordchampion und Vorjahresfinalist Roger Federer. Der Schweizer gewann sein Erstrundenmatch am Montag gegen Guido Pella aus Argentinien mit 7:6, 7:6, 6:3.

Doch wie kann es eigentlich sein, dass die Nummer 772 der Welt in so eine exklusive Runde von Wimbledon gelangt? Marcus Willis war als 23. der britischen Rangliste in das interne Ausscheidungsturnier zur Wimbledon-Qualifikation gerutscht. Dort gelangen ihm drei Siege, genau wie später in der Quali in Roehampton, in der er erstmals überhaupt einen Top 100-Spieler bezwang. Durch seinen jetzigen Einzug in die zweite Runde hat Willis bereits 50.000 Pfund sicher, fast soviel wie in seiner gesamten Karriere zusammen. In 2016 verdiente er bisher überschaubare 356 Dollar.

Zuvor hätte Willis seine Profikarriere beinahe beendet, er war kurz davor, einen Job als Tennistrainer in den USA anzunehmen. "Dann aber traf ich ein Mädchen, sie sagte, ich bin ein Idiot - und ich soll doch jetzt einfach weitermachen", erzählte Willis. Sein berühmter britischer Landsmann Andy Murray lobte: "Eine wirklich coole Geschichte. Er ist ein sehr unkonventioneller Spieler." Die Liebe zu einer Zahnärztin rettete seine Tennisprofi-Karriere.