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Für den Olympia-Traum fast alles aufgegeben

Michael Rösch ist nach langem Kampf zurück in der Weltspitze

2006 war Michael Rösch 22 Jahre alt und holte mit der deutschen Biathlon-Staffel Olympisches Gold in Turin. Es war der bisher größte Erfolg einer ganz besonderen Karriere. Neben dieser Medaille gewann der Sachse auch dreimal WM-Bronze und unter anderem 4 Junioren-Weltmeister-Titel.

Am Wochenende wurde der heute 33-Jährige Sechster in der Verfolgung beim Rennen in Pokljuka. Eigentlich keine große Sache für einen Sportler, der solche Erfolge vorweisen kann, doch für Rösch war es wohl eines der bedeutendsten Rennen seiner Karriere, denn hinter dem 33-Jährigen liegt eine sehr bewegende Zeit.

Auf Grund von Entscheidungen des Verbandes mit denen er hochgradig unzufrieden war, überwarf er sich 2012 mit dem deutschen Verband. Im Anschluss schloss er sich mit anderen ausgebooteten Athleten zu der Trainingsgruppe „Team Feskslog“ – Team Fischabfall zusammen. Mit dabei waren auch die ehemaligen Siegläufer Alexander Os und Lars Berger aus Norwegen.

Belgiens 1-Mann-Team

Auf der Suche nach einem neuen Verband wurde Rösch in Belgien fündig und startet seit 2014 für den belgischen Verband. Doch der Wechsel hatte für ihn erhebliche finanzielle Konsequenzen. Der damalige Bundespolizist verlor seine Anstellung und seinen Beamtenstatus auf Lebenszeit. Um seinen Sport nachgehen zu können, musste der Deutsche die laufenden Kosten für Physiotherapeuten, Flüge und Hotels auf seine finanziellen Rücklagen zurückgreifen und zog aus Kostengründen sogar wieder bei seinen Eltern ein. Darüber hinaus warf ihn im letzten Jahr ein Achillessehnenriss zurück.

Doch mit dem sechsten Platz hat er bewiesen, dass er sich mit seinem belgischen 1-Mann-Team zurück in die Weltspitze gearbeitet hat. Diese Leistung war nebenbei die beste Platzierung jemals, die Belgien bei einem Biathlon-Rennen erreichen konnte. Diesen Teilerfolg widmete Rösch seinem langjährigen Trainer Klaus Siebert, der Anfang des Jahres einem Krebsleiden erlag und ihn immer unterstütze.

Einen großen Traum hat Rösch allerdings noch. 2018 will der einzige noch aktive deutsche Biathlon-Goldmedaillen-Sieger in Südkorea bei den Olympischen Spielen teilnehmen. Um diesen Traum zu erreichen trainiert er seit einiger Zeit mit dem stärkeren Schweizer Team. Allein dieser Schritt trägt nun die ersten Früchte.

Autor: Michael Knüppel
Bildquelle: GettyImages