News

Tennismärchen für Schwerhörigen vorerst vorbei

Yannick Hanfmann überraschte beim ersten deutschen ATP-Turnier des Jahres

Es war DIE Geschichte des ATP-Turniers in München. Yannick Hanfmann stößt nach zwei Siegen in der Qualifikation und zwei weiteren Siegen im Hauptfeld bis ins Viertelfinale des Sandplatzturniers. Nun ist Schluss. Der an zwei gesetzte Roberto Bautista Agut ließ ihm im Viertelfinale nicht den Hauch einer Chance und fegte den Schwerhörigen mit 6:3, 6:3 vom Court. Die Highlights hier im Video:

Über seine Schwergehörigkeit, die ihn seit seiner Geburt schon begleitet, kann der Tennis-Newcomer mittlerweile scherzen. "Auf dem Tennisplatz ist es eher positiv, weil ich nicht alles höre, was draußen geredet wird", sagte der 25-jährige Karlsruher nach seinem völlig überraschenden Einzug ins Viertelfinale. "Ich sage es den Schiedsrichtern, die relativ leise reden."

Vom College-Boy zum Tennis-Profi

Hanfmann ist mit seinen 25 Jahren schon länger dabei, möchte man meinen. Aber in Wirklichkeit ist er erst in seinem zweiten Jahr auf der Tour. Zuvor war der Sohn eines Arztes und einer Lehrerin vier Jahre an der University of Southern California, er hatte dort ein 90-Prozent-Stipendium. 2015 machte Hanfmann seinen Abschluss und zog zurück nach München. An der Tennisbase Oberhaching trainiert er seitdem unter Lars Uebel. "Ich sehe mich nicht als Veteran, ich bin zwei Jahre auf der Tour, immer noch in einer positiven Entwicklung und denke, da geht auch noch ein bisschen was", sagte Hanfmann, der "eine gewisse Matchhärte" auf dem College gelernt hat.

Die Nummer 273 der Welt erlebt derzeit beim mit 540.310 Euro dotierten Sandplatz-Turnier den ersten großen Schub nach vorn, ausgerechnet in Deutschland, ausgerechnet beim Heimturnier in München. Nach dem Premierensieg auf der ATP-Tour in der ersten Runde gegen Gerald Melzer aus Österreich, folgte die starke Vorstellung beim 7:6 (7:5), 4:6, 7:5 gegen den an Nummer acht gesetzten Brasilianer Thomaz Bellucci. Erst der Weltranglisten-18. Spanier Bautista Agut konnte ihn stoppen. "Ich hab zu sehr sein Tennis mitgespielt, als dass ich mein Tennis gespielt habe", sagte Hanfmann auf der PK nach der Niederlage.

"Es ist ein bisschen surreal, hier auf der Pressekonferenz zu sitzen. Nach dem Matchball war das alles Wahnsinn", plauderte Hanfmann freudig nach seinem zweiten Erfolg in München. "Bellucci auf Sand zu schlagen, da muss ich schon ein gutes Match geliefert haben. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so gut über drei Sätze gespielt zu haben", sagte Hanfmann. "Ich bin hierher gekommen und habe mich einfach gefreut, dass ich die Quali spielen darf", erzählte Hanfmann. Mit dem Erfolg des Viertelfinaleinzugs beim 250er-Turnier wird er ab der kommenden Woche einen großen Sprung in der Weltrangliste machen. Von aktuell Platz 273 wird er bis auf Platz 222 vorrücken. So weit oben stand er noch nie im Ranking.