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Deutschland gegen den Gewaltverbrecher

+++ Aserbaidschan und der Gewaltakt rund um Javid Hüseynov +++

Es war alles angerichtet für ein Fußballfest auf dem Betzenberg. Deutschland hat seinen 10. Sieg im 10. Spiel gefeiert und stellt damit nun das beste Ergebnis einer WM-Qualifikation, das jemals erreicht wurde. Trotz zwischenzeitlicher Probleme setzte sich der große Favorit am Ende mit 5:1 gegen den Fußballzwerg aus Aserbaidschan durch. Im letzten Länderspiel der Qualifikationsrunde wurde dort auch Javid Hüseynov eingesetzt. Der Nationalspieler spielte 69 Minuten, dabei hätte er immer noch wegen einer Beteiligung an einem Gewaltverbrechen im Gefängnis sitzen müssen.
Der aserbaidschanische Journalist Rasim Aliyew musste sterben, weil er einen Fußballer in Aserbaidschan kritisiert hatte. Eben jenen Javid Hüseynov. Der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler von FK Qäbälä hat beim Hinspiel am 26. März, das Aserbaidschan 1:4 verlor, erstmals nach seiner Haftentlassung wieder auf dem Platz gestanden. Inzwischen hat er fünf weitere Spiele für die Nationalmannschaft absolviert und doch bleibt immer diese fade Nachgeschmack, denn es schwebt immer noch diese ungeheuerliche Geschichte, die den Fußballer wegen Beteiligung am Totschlag von Aliyev ins Gefängnis gebracht hatte, über dem Fußball den man international mit Aserbaidschan in Verbindung bringt. Ausgangspunkt war ein Spiel des FK Qäbälä gegen Apollon Limassol aus Zypern. Hüseynov provoziert die Gäste mit einer türkischen Flagge, die er auf dem Platz auspackte! Auf entsprechende Fragen nach der Partie reagierte er beleidigend.

Hüseynov lockte den Journalisten in einen Hinterhalt

Aliyev, einer der renommiertesten und kritischsten Journalisten in Aserbaidschan, schrieb daraufhin bei Facebook: "Ich möchte nicht, dass so ein unverschämter und schlecht erzogener Fußballer mich auf den Fußball-Plätzen Europas repräsentiert." Ein Kommentar, dessen Folgen man da noch nicht zu ahnen wusste. Hüseynov und Aliyev verabreden sich zu einer angeblichen Versöhnung. Doch zum Treffpunkt am Stadtrand von Baku kommen statt dem reuigen Hüseynov eine von ihm organisierte Schlägertruppe, unter anderem auch ein Hüseynov-Cousin. Eine Kamera hält die brutalen Tritte gegen den Journalisten fest.
Im Krankenhaus diagnostizieren die Ärzte zunächst nur gebrochene Rippen. Aliyev gibt vom Krankenbett aus sogar noch ein Interview - ein paar Stunden später ist er auf wundersame Weise tot.

Unterstützten Oligarchen den Fußballer?

Hüseynov wird von einem Gericht zu vier Jahren Haft verurteilt, der Haupttäter gar zu 13 Jahren. Nach 14 Monaten kommt Hüseynov allerdings überraschend frei und spielte im März gegen Deutschland erstmals wieder Fußball. Es gebe bisher für die Freilassung keine Erklärung, erzählt Menschenrechtsaktivist Anar Mammadli bei "Sport Inside" im WDR. Er glaube aber, dass Hüseynov Unterstützung von wichtigen Oligarchen bekommen habe.
Aserbaidschan ist ein autokratisch geführtes Land zwischen Kaspischem Meer und Kaukasus. In der Pressefreiheits-Rangliste von "Reporter ohne Grenzen" steht das Land auf Platz 162 - hinter Staaten wie Myanmar, den Philippinen oder dem Irak.

Baku trotzdem immer wieder Bühne für große Sportereignisse

In der Hauptstadt Baku startet dennoch die Formel 1. 2015 fanden die so genannten Europaspiele dort statt und Baku wird 2020 auch einer der Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft sein - Sport als Propaganda-Vehikel in einem Land in dem sportliche Leistungen wichtiger sind als Menschenrechte.
Die Verlobte des toten Journalisten, Jula Abasova, erträgt es kaum, dass Hüseynov inzwischen wieder das Nationaltrikot trägt. Sie will "einfach nicht wahrhaben", dass ihr Verlobter Rasim Aliyev "für immer weg ist. Er ist immer noch stets bei mir und begleitet mich."