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Ein Königreich für ein Rad

Der Führende der Tour de France zu Fuß den Mt. Ventoux hinauf

Der belgische Radprofi Thomas De Gendt vom Team Lotto-Soudal gewann die verkürzte 12. Etappe. Der 29 Jahre alte Teamkollege von Sprint-Ass André Greipel siegte aus einer Ausreißergruppe heraus nach 178 Kilometern vor seinem Landsmann Serge Pauwels. Thema des Tages war allerdings ein Anderes: der laufende Christopher Froome. Rund eineinhalb Kilometer vor dem Ziel war vor der kleinen Gruppe um den Briten ein Motorrad abrupt zum Stehen gekommen. Der Australier Richie Porte, der Niederländer Mollema und schließlich auch der Mann im Gelben Trikot rauschten in den dort entstandenen Stau hinein - Froome erwischte es am schlimmsten. Sein rad war nicht mehr fahrtüchtig. Eigentlich kein Problem, aber sein Ersatzrad war weit von ihm entfernt, sodass er erstmal in seinen Radschuhen den Berg heraus sprintete, während seine Rivalen nicht halt machten und vorbeizogen. Nach quälend langer Zeit bekam er sein erstes Ersatzrad. Das war aber viel zu klein, so dass er nur wenige Meter darauf fuhr und erneut auf ein funktionsfähiges Rad seines Teams warten musste.

Der Brite verlor am Ende viel Zeit auf Quintana und Co. und zunächst auch das Gelbe Trikot an seinen Landsmann Adam Yates. Später entschied die Tour-Rennjury, die Zeiten am Ergebnis des weiterfahrenden Mollema auszurichten. So führt Froome in der Gesamtwertung nun vor Yates (+47 Sekunden), Bauke Mollema (+56) und Quintana (+1:01). Froome kommentierte die Entscheidung der Rennjury so: "Der Mont Ventoux ist voller Überraschungen. Ich bin sehr dankbar, dass die Organisation das als unvermeidbaren Unfall gewertet hat.“

Auf dem Schlussanstieg hatte zunächst Quintanas Teamkollege Alejandro Valverde attackiert und sich ein wenig abgesetzt, kurze Zeit später versuchte es der Kolumbianer selbst. Froomes Sky-Helfer fuhren die Lücke schnell wieder zu, der Mann in Gelb musste nicht einmal selbst nachsetzen. Drei Kilometer vor dem Ziel attackierte Froome und sah wie der große Gewinner aus - danach nahm das Drama seinen Lauf:

Greipel in der Ausreißergruppe, Martin zurückhaltend

Aus deutscher Sicht war lediglich der Auftritt von Sprint-Ass André Greipel bemerkenswert. Der selbsternannte "Gorilla", der zur teilweise 20 Minuten einteilten Ausreißergruppe um Sylvain Chavanel gehört hatte, attackierte am Fuße des Ventoux und half so seinem Teamkollegen De Gendt. Letztlich wurde der 34-Jährige aus Rostock schnell durchgereicht. Tony Martin, der 2009 als Zweiter für das beste deutsche Tour-Ergebnis der Geschichte auf dem Ventoux gesorgt hatte, hielt sich zurück. Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister sparte Kraft für das heutige Zeitfahren über 37,5 Kilometer nach La Caverne du Pont-d'Arc, wo er sich große Siegchancen ausrechnet.