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Integration made by Cricket

+++ Wie Flüchtlinge die Entwicklung des Crickets in Deutschland beeinflussen +++

Es wird auch das Gentleman’s Game genannt – Cricket, vor allem in Großbritannien und den Commonwealth-Staaten wie Australien, Südafrika und Pakistan sehr beliebt.  Das hat mit dem Weltmachtstreben der Briten zu tun, jedes Land was zu Zeiten der Kolonialisierung unter die britische Krone gestellt wurde, bekam einen neuen Volkssport. Einen, für den es viel Platz und Zeit benötigt. Ein Cricketfeld ist normalerweise so groß wie zwei Fußballfelder und die Spiele dauern je nach Spielform mindestens vier Stunden bis hin zu einer Woche. In solch einem Spiel sind Highlights natürlich rar gesät und so kann es schon mal vorkommen, dass während der Partie Autogramme geschrieben werden. Kein Wunder, dass der Sport in Deutschland jahrzehntelang ein Schattendasein fristete und auch immer noch weit davon entfernt ist, eine massentaugliche Sportart zu sein. Trotzdem gab es in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom, aktuell wächst er in keinem Land so schnell wie bei uns. Die Zahl der Vereine ist in der gesamten Republik seit 2012 von 70 auf mittlerweile fast 300 gestiegen. Auch die Mitgliederzahl im Deutschen Cricket Bund hat sich auf mehr als 6000 verdoppelt. Asylsuchende, insbesondere Flüchtlinge aus Afghanistan, haben daran einen großen Anteil. Viele von ihnen wollten auf ihr Kulturgut nicht verzichten und brachten das Kulturgut aus ihrer Heimat mit nach Deutschland, sie gründeten neue Teams und sprachen damit eine breite Masse an. In Afghanistan wollten die Taliban Cricket einst verbieten, weil es in ihren Augen ein christlicher Sport ist, aber ohne Erfolg. Dabei gelang es ihnen sogar Polio-Impfungen, das Rasieren und zwischenzeitlich sogar das Internet zu verbieten.

Bundesliga in Würzburg

So geschehen auch in Würzburg. Mit der Flüchtlingswelle 2015 kamen einige von ihnen nach Lengfeld, ein Stadtteil der bayerischen Weinhochburg. Zwei von diesen jungen Männern, Qassem und Mehran, hat die Sehnsucht gepackt. Sie traten an Wolfgang Merz, den heutigen Trainer des Teams, heran. Dieser wandte sich an den TSV Lengfeld und bereits im Frühjahr 2016 erhielt er die volle Unterstützung von dem Verein. So reibungslos sollte nicht alles laufen. Am Anfang war eines der größten Probleme die Materialbeschaffung. Die aus Afghanistan bestellte Ware erreichte mehrfach durchbohrt den Kunden, vermutlich hatte der Zoll nach Rauschgift oder ähnlichem gesucht. Mittlerweile wird in Großbritannien bestellt, es ist zwar teurer aber wenigstens brauchbar.

2017 erhielten sie die Lizenz für die Regionalliga Bayern Nord. Nach nur einem Jahr schaffte man den Aufstieg in die Bundesliga Süd/Ost. Der TSV ist nur eins von vielen positiven Beispielen im ganzen Land. Es scheint als wenn die besten Flüchtlingsprojekte von den Protagonisten selbst organisiert sein müssen. Trotzdem ist es ein schmaler Grad zwischen Erfolg und Abschiebung. Ein großer Teil der Spieler sind Asylbewerber. Nach Ablehnung eines Antrags geht für viele die Flucht weiter in das nächste Land, zurück in die Heimat ist keine Option. Sie verlassen das Feld erhobenen Hauptes und hinterlassen eine Lücke, die von dem nächsten Flüchtling gefüllt wird, dem so die Integration erleichtert werden kann. Sie machen dem Sport alle Ehre - „A gentleman is one who puts more into the world than he takes out.“